laut.de-Kritik
Englischsprachiger Indiepop mit frankophonem Hintergrund.
Review von David HutzelNach dem Debüt hochgelobt und gefeiert schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis The Bewitched Hands der große Durchbruch gelingt. Doch trotz einiger US-Shows und euphorischer Arcade Fire-Vergleiche blieb er aus, der große Hype um die Franzosen aus Reims. Zeit, die Karriere mit dem Zweitling noch mal kontrolliert zu befeuern - ohne sich zu verbrennen.
Das könnte mit "Vampiric Way" gelingen. Allein schon, weil The Bewitched Hands ihren englischsprachigen Indiepop mit frankophonem Hintergrund nicht nur weiterentwickeln, sondern manifestieren. "Westminster" wartet bereits mit Orgel-Intro, Chorgesängen und Glockenschlägen auf. Die markante wie simple Bassgitarre bildet das Fundament der Stimmwände im Refrain. Erstaunliches und wohlig wärmendes Kanon-Feeling macht sich breit.
Die Klänge von drei Gitarren, Bass, Keys und Drumset vereinen sich zu einem dichten Vorhang. Wie schon auf dem Vorgänger "Birds & Drums" sparen die Franzosen auch im Jahr 2012 nicht an Reminiszenzen an die Musikgeschichte wie beispielsweise in "50 S Are Good", einer Beach Boys-Hommage mit Wechselgesang, kraftvollen Gitarrenakkorden und spritzigen "Oh-Oh" Shout-Outs. Tiefer in die Historie wagen The Bewitched Hands sich mit "Modern Dance" vor, in dem in klassischer Psych-Rock-Hippie-Manier die einzelnen Noten zu transzendenten Mustern verwachsen.
Manchmal erinnert das ein bisschen an die Beatles, auf der anderen Seite ist es Teil des unkopierbaren The Bewitched-Hands-Klangs. Da sieht man den Franzosen ihre hörbaren Schwächen im Umgang mit der englischen Sprache nach. Irgendwo ist das dann auch nicht vordergründig - sie kreieren ihre ganz eigenen, fließenden Hybrid-Vokabeln. Und am Ende passt ein Puzzle-Teil perfekt zum anderen.
Wenn es ruhig wird, dann mit Tape Echo-Effekt ("Words Can Let You Down") oder mit kreischend-übersteuernder Stimme und Weirdo-Gitarrensounds garniert. Was zunächst nach törichtem Slapstick klingt, ist in Wahrheit ein stimmiges Sounderlebnis. Wenn sich die Instrumente im Hintergrund halten, verschiebt sich der Fokus allerdings mitunter zu sehr auf die jammernde und etwas gewöhungsbedürftige Klangfarbe der Lead-Stimme. Doch diese zähen Momente sind die Ausnahme.
Im Gegensatz dazu steht der abschließende Track schon eher exemplarisch fürs Gesamtwerk: Galoppartig beendet das Glanzstück "The Laws Of Walls" die gut 40-minütige Pop-Weltreise. Da lässt sich nur hoffen, dass The Bewitched Hands nach dieser künstlerischen Leistung bald in genauso rasender Art und Weise internationale Indie-Lorbeeren ernten.
2 Kommentare
Wästminstööör
zufällig letzte woche auf deutschlandradio kultur gehört, klang ganz gut.