laut.de-Kritik
Brüder, zur Sonne!
Review von Yan TemminghoffDie Brüder Rich und Chris Robinson schließen ihren Frieden mit der turbulenten Bandvergangenheit der Black Crowes und haben mit dem augenzwinkernd betitelten "Happiness Bastards" ein beschwingtes und kantiges Comeback-Album am Start. Back To The Rotz bedienen sich die beiden im Geiste der Rock-Pioniere mit "Sticky Fingers" am "Beggars Banquet" und referieren die eigene Historie um Meilensteine wie das aufmüpfige "Shake Your Money Maker", das vielseitige "Southern Harmony & Musical Companion" und das abgeklärte "Amorica".
"Bedside Manners" startet als feurig-furioser Four On The Floor-Track. Die Rhythmus-Gruppe aus Sven Pipien (Bass) und Brian Griffin (Drums) ebnet das Fundament. Rich Robinson hat einen kongenialen Sidekick mit Nico Bereciartua, den er von seinem Sideproject The Magpie Salute in die aktuelle Crowes-Inkarnation integriert hat. Der veredelt das knurrige Powercord-Riff mit schmackhaften Slides. Die Rock'n'Rollig gespielten Keys stammen von Eric Deutsch (Shooter Jennings). Danach übernimmt Chris Robinson die Bühne, schlängelt sich Tyler-like ums Mikro und intoniert flankiert von Gospel-Backings den emphatischen Refrain.
"Rats And Clowns" versprüht punkige und schnoddrige Rock-Vibes, als hätte Angus Young bei den Sex Pistols angeheuert und würde über einem Off Beat-Riff mit Schmollmund über die Tanzfläche pogen. Der gediegene Americana-Beginn von "Cross Your Fingers" verstellt nur kurz den Blick auf die Gute Laune-Devise der schwarzen Krähen. Im gepflegten Midtempo packen die Gitarren die Funk Rock-Harke aus und bewegen sich im C-Teil nahe an Crossover. Ähnlich verfährt das Kollektiv in "Follow The Moon".
"Wanting And Waiting" schmeißt mit Melodien um sich, garniert von einem trockenen Single Note-Riff, das die Strophen illustriert. Zu "Wilted Rose" und "Kindred Friend" reitet es sich beschwingt auf dem Schaukelpferd gen Sonnenuntergang mit der Bottle am Mund und dem Kopf im Nacken. "Bleed It Dry" klingt wie dem Mississippi-Delta entsprungen, Blues-Harp inklusive. Mit "Flesh Wound" läutet der Oberknaller das letzte Albumdrittel ein. Man wähnt sich im Schein einer Discokugel, Riffs, Licks und Gesangslinien funkeln wie ein Stroboskop.
Die Robinson-Brüder folgen der Sonne und feiern auf einnehmende Weise das Leben und den Rock'n'Roll. "Happiness Bastards" lockt Lächeln hervor, hebt die Laune und markiert ein eindrucksvolles Comeback der Black Crowes.
1 Kommentar
Großartiges Album! Die Musik versprüht soviel positive Vibes. Genau richtig zum Frühlingsanfang. Schade, dass für Deutschland nur drei Konzerte angesetzt sind. Jedenfalls haben die Crowes mit diesem Album bewiesen, dass sie sich nicht auf alten Heldentaten ausruhen, sondern nach wie vor noch Ideen und vor allem Spielfreude haben!