laut.de-Kritik
Wer greift nach der Retro-Krone? Die Killers? Lächerlich!
Review von Stefan FriedrichEs gibt sicherlich einiges, was man The Bravery vorwerfen kann. Dass sie sich bei den Strokes, den Killers und Interpol bedienen. Dass sie auf der Bühne eine Posing-Show abziehen, die bis an die Grenzen des Erträglichen geht. Dass der Großteil der Band eine gewaltige Arroganz an den Tag legt. Eines sollte man dabei jedoch nicht vergessen: The Bravery schreiben in ihren besten Momenten Songs, die so gut sind, dass andere Bands dafür töten würden.
Nicht ohne Grund sagte die altehrwürdige BBC Anfang des Jahres voraus, dass die Jungs aus New York der heißeste Scheiß 2005 würden. Und nicht ohne Grund lieferten sich die Plattenfirmen einen Bieterkampf um die Band, wie es ihn schon lange nicht mehr gab. Nur um dann mit "An Honest Mistake" erstmal einen nur mittelmäßigen Song als Single auszukoppeln. Die echten Hits hören nämlich auf andere Namen. "No Brakes" zum Beispiel plättet einen bereits beim ersten Hören so dermaßen, dass man sich fragt, was man jemals an den Strokes fand. Oder aber "Fearless", dessen Basslauf schon nach wenigen Momenten klarstellt, wer hier nach der Retro-Krone greift. Die Killers? Lächerlich! In Momenten wie diesen passt auf dem Debüt von Sam Endicott & Co einfach alles.
Auch das ruhige "Tyrant" entwickelt sich mit jedem Hören mehr zum Hit, bevor kurz danach mit "Swollen Summer" der absolute Wahnsinn losbricht. Highspeed-Rock, der einem das Hirn wegbläst! Und bis zu diesem Punkt verdient die Platte auch locker die Höchstwertung. Nur leider hält die Band das extrem hohe Niveau im zweiten Teil nicht ganz. Noch immer machen The Bravery zwar vieles richtig, doch die Songs hauen einen nicht mehr um. "Public Service Announcement" und "Out Of Line" gehen durchaus in Ordnung, wer aber bei "No Brakes" & Co. Blut geleckt hat, der schraubt seine Begeisterung doch ein wenig zurück.
Unterm Strich steht dennoch ein unglaubliches Debütalbum. Die BBC hatte - wie immer - Recht, The Bravery katapultieren sich mit der Platte sehr weit nach oben. Warum die deutsche Plattenfirma allerdings bis August braucht, um "The Bravery" zu veröffentlichen, bleibt ein Rätsel. Im Rest der Welt kam man bereits seit März in den Genuss. Aber vermutlich geht es den Leuten bei Universal so gut, dass es auf ein paar tausend verkaufte Platten mehr oder weniger gar nicht ankommt.
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