laut.de-Kritik

Verkrampfte Blicke in den Rückspiegel.

Review von

"Sobald wir anfingen zu spielen war es, als hätten wir nie aufgehört. Mit den Cranberries zu spielen ist, wie wenn man das perfekte Paar Schuhe anzieht – es passt einfach", erfreute sich Ober-Preiselbeere Dolores O'Riordan, als es mit ihren alten Kollegen im Jahr 2010 auf groß angelegte Reunion-Tour ging. Doch wer trägt schon ewig die gleichen Schuhe?

Die Cranberries schwören jedenfalls auf ihre ausgebeulten Galoschen der Neunziger. So präsentieren sie auf "Roses" nach knapp elf Jahren Studio-Enthaltsamkeit einen nahezu identischen Klang-Look wie der, der der Band vor knapp zwanzig Jahren zu Ruhm und Kohle verhalf.

Doch anno 2012 sucht man vergebens nach Perlen à la "Zombie", "Linger" oder "Salvation". Das Gefühl für fesselnde Atmosphären im Einklang mit herausstechenden Melodien ist den Insulanern wohl im Laufe der Jahre abhanden gekommen.

Ganz selten leuchtet ein Lichtlein am fernen Sound-Horizont, wenn "Tomorrow" oder in Ansätzen auch "Losing My Mind" mit eingängigen Harmonien versuchen, sich vehement gegen aufkommende Langeweile zu stemmen. Doch schlussendlich erlischt der Funke schneller als einem lieb ist. In der Folge überrennen einen altbackener und innovationsloser Indie-Pop-Rock der Marke "Conduct", "Schizophrenic Playboy" oder "Show Me The Way".

Natürlich verfügt die Band mit der außergewöhnlichen Stimme O'Riordans über ein unverwechselbares Merkmal innerhalb ihres Schaffens. Die zarte Dolores gibt sich wahrlich Mühe, auch nach zwei Jahrzehnten noch markant zu klingen. Doch Aufgewärmtes schmeckt selten so gut wie frisch Serviertes. So plätschert der Großteil an Songs auf "Roses" eher belang- und emotionslos dahin.

Unaufgeregte Standard-Rhythmen, wahlweise cleane oder angezerrte Gitarrenuntermalung und hier und da einmal ein Schifferklavier- oder Fideleinsatz: Das gab es, das gibt es und das wird es auch weiterhin geben. Doch um sich von der Masse abzuheben, bedarf es weitaus mehr als einen verkrampften Blick in den Rückspiegel, eine High End-Produktion (Stephen Street) und einen Bandnamen mit musikhistorischer Bedeutung.

Es braucht Songs. Es braucht überdurchschnittlich gute Songs. "Roses" bietet letztlich elf Päckchen, die allesamt so oder so ähnlich schon x-mal über den Globus verschickt wurden. Das ist schlicht und einfach zu wenig, um auf einen zweiten Frühling zu hoffen.

Trackliste

  1. 1. Conduct
  2. 2. Tomorrow
  3. 3. Fire & Soul
  4. 4. Raining In My Heart
  5. 5. Losing My Mind
  6. 6. Schizophrenic Playboy
  7. 7. Waiting In Walthamstow
  8. 8. Show Me
  9. 9. Astral Projections
  10. 10. So Good
  11. 11. Roses

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16 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Nettanzuhören sind die Melodien allemal und die Texte der Cranberries sind ohnedies in den letzten Jahren immer nichtssagender poppig geworden. Es hätte also alles gepasst für ein gelungenes Comeback, auch, weil die Musiker und die charismatische Frontfrau im Speziellen genau wissen, was die Masse hören möchte, dass die ganze Sache dann aber nicht mehr als Durchschnitt wird, enttäuscht dann jedoch schon. Alles wirkt recht professionell abgespuhlt, gut, danke, nächste Track.

  • Vor 12 Jahren

    Nettanzuhören sind die Melodien allemal und die Texte der Cranberries sind ohnedies in den letzten Jahren immer nichtssagender poppig geworden. Es hätte also alles gepasst für ein gelungenes Comeback, auch, weil die Musiker und die charismatische Frontfrau im Speziellen genau wissen, was die Masse hören möchte, dass die ganze Sache dann aber nicht mehr als Durchschnitt wird, enttäuscht dann jedoch schon. Alles wirkt recht professionell abgespuhlt, gut, danke, nächste Track.

  • Vor 12 Jahren

    Diese Musik passt nicht in mein Weltbild. Da ist immer dieser Abstand.. dieses ewige ich band du zuhörer getue.. man kann auf diese Musik keinen Lifestyle bauen.

  • Vor 12 Jahren

    Find das ALbum eigentlich ganz gut hörbar. Natürlich kein Vergleich zu "Everybody Else Is Doing It.." aber ich höre es immer noch lieber als eine der 10,000 Indie Bands der letzten 5 Jahre (da fällt mir ein: ich müsste mal wieder 10,000 Maniacs hören...).

  • Vor 12 Jahren

    @stummerzeuge (« LOL, Herr Butterweck hatte wohl noch nie ne Freundin, sonst wüßte er ganz sicher den Unterschied zwischen Cranberries und Preiselbeeren.. ;) Album hör ich mir nicht an, da genieße ich lieber die alten Perlen! »):

    hööö??? #2

  • Vor 12 Jahren

    @JaDeVin (« @stummerzeuge (« LOL, Herr Butterweck hatte wohl noch nie ne Freundin, sonst wüßte er ganz sicher den Unterschied zwischen Cranberries und Preiselbeeren.. ;) Album hör ich mir nicht an, da genieße ich lieber die alten Perlen! »):

    hööö??? #2 »):

    Cranberries sind gut gegen Blasenentzündung.