laut.de-Kritik
Gratwanderung zwischen Popappeal und Nischenmusik.
Review von Mathias MöllerDen Newcomern eine Chance! Knappe zwei Jahre bestehen The Gaslight Anthem erst, sie haben sich heuer den Arsch abgespielt, und ganz nebenbei erscheint das Debütalbum "Sink Or Swim". Bei welchem sich ein Hinhören unbedingt empfiehlt.
"Boomboxes And Dictionaries" beginnt mit einer wenig aufregenden Akkordfolge, doch wenn Brian Fallon seine vornehm angerauhte Stimme erklingen lässt, spitze ich die Lauscher. Hier entwickelt sich schon so etwas wie eine kleine Hymne. Ein Sound, angesiedelt zwischen der Poppigkeit der Ataris und der straßenweisen Coolness von Social Distortion, ähnlich einer Punkrockversion von Don Henleys "Boys Of Summer".
Der erste musikalische Eindruck bestätigt sich auch in der Folge. Die Gratwanderung zwischen Popappeal und Nischenmusik gelingt The Gaslight Anthem ganz vorzüglich. Als Poppunk geht das hier nicht durch, und doch haben an dieser Platte weit mehr als nur hartgesottene Dreiakkordfans ihre Freude.
Thematisch grast Fallon alte Beziehungen und gescheiterte Träume ab. All that could've been. Wenn man sich zwischen Untergehen und Schwimmen entscheiden muss, passiert es halt schon mal, dass man absäuft. Aus diesem Scheitern entstehen dann zwölf Schmankerl, und wenn der Frontmann singt (ja, er singt tatsächlich!): "We are the last of the jukebox romeos", dann nimmt man ihm das auch ab.
Authentizität beziehen die vier aus New Brunswick, New Jersey, auch aus ihren popmusikalischen Zitaten. Sie sind wie wir: Fans, normale Menschen, die Musik machen. Da wird dann auch mal Matilda gewalzt oder in "I'da called You Woody, Joe" besungen, wie ein junger Kerl The Clash entdeckt.
"And then I heard it like a shot through my skull to my brain," als das erste Mal die Londoner Punks laufen. "As heard by my wild young heart, like directions on a cold dark night," so fühlt es sich an, wenn du einen Moment hast, der dein Leben verändert. Dann bemühen sie noch das "girl on the excitement gang" aus Strummers "Coma Girl", eine wunderschöne Hommage - ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass der Basser Levine mit Nachnamen heißt.
Bei aller Zuneigung zu ihren Heroen denken The Gaslight Anthem allerdings nicht auch nur eine Sekunde daran, ihren eigenen Sound aufzugeben. Der weckt Bilder von tätowierten Outlaws, alten Motorrädern, verloren gegangener, unbekümmerter Jugendlichkeit und hoffnungsloser Romantik. Was für ein Cocktail.
7 Kommentare
hatte die band jetzt glück, dass sie im contrast gespielt hat, oder war das review mit system? hab von denen bisher nur durch irgendwelche "underground" foren und jugendhausauftritte gehört
oh, shit, die waren im contrast? ne, hab ich verpasst, der sound ist mir ganz gut reingelaufen ...
hmm ich glaube... der fidschi feiert die so ab, die müssen da gewesen sein
aber im JuHa West und in Freiburg warnse definitiv
noch net gehört
ist halt poppig. für "richtige" punker/hardcoreler ist das vielleicht ne spur zu nett.
endlich mal 'punkmusik', welche mich nicht nach 3 akkorden langweilt!