laut.de-Kritik

Solider Thrash, so innovativ wie Graubrot.

Review von

Nach "Unseen" war für mich das Thema The Haunted 2011 erst mal erledigt. Künstlerische Entwicklung hin oder her. Wenn meine Fanta auf einmal nach Cola schmeckt, kann ich auf den Scheiß verzichten. Eingstirnig? Vielleicht. Aber warum was vortäuschen, was nicht da ist?

Nach dem großen personellen Crash und der Rückbesinnung auf ihre Wurzeln mit "Exit Wounds" waren zumindest die fetten Riffs wieder mit an Bord. Allerdings auch Shouter Marco Aro, der gegenüber Peter Dolving zweifellos den Kürzeren zieht. Wenn man als Fronter auf eine einzige Tonlage beschränkt ist, nimmt das zwangsläufig viel von der Dynamik. Und da war Peter einfach eine ganz andere Nummer.

"Exit Wounds" war also wieder das, was Gitarrist Jensen von jeher mit The Haunted machen wollte. Beinharten Thrash mit fetten Grooves, wovon es in Schweden von jeher eher weniger zu hören gab. Strenght In Numbers knüpft nahtlos an den Vorgänger an und variiert zwischen Brutalität, Groove und gewohnt melodischen Versatzstücken. Das ist an sich innovativ wie Graubrot, aber das Zeug hat sich ja auch in der Grundzusammensetzung seit Jahrhunderten kaum verändert und trotzdem seine Daseinsberechtigung bewahrt.

Außerdem finde ich es äußerst ansprechend mal wieder Songs zu hören, die den Mut haben, nach 2:50 Minuten den Sack zuzumachen, weil musikalisch alles gesagt wurde. Mehr Bad Religion, weniger Metallica. Entsprechend knackt auch keine der zehn Nummern die Fünfminuten-Marke. "Tighten The Noose" macht zum Beispiel einfach die rasende Wildsau, brettert in drei Minuten einmal durchs Dorf und lässt dabei keinen Stein auf dem anderen.

Den Blick über den reinen Thrash-Tellerrand hinaus wagen The Haunted aber auch 2017. So geht "Spark" doch sehr melodisch und mit ein paar offenen Akkorden zu Werke. Guter Song, keine Frage, aber gerade hier tritt Marcos Manko stark zu Tage. Ein Peter Dolving hätte mit Sicherheit noch deutlich mehr aus dem Track herausgeholt.

Bevor man sich darüber aber allzu viele Gedanken machen kann, schraubt einem "Preachers Of Death" einfach den Kopf ab. Jensen und Ola lassen die rechte Hand zunächst in der Strophe im Highspeed rotieren und legen dann einen sehr melodischen Refrain hinterher.

Abswechslung bietet "Strength In Numbers" auf jeden Fall. Zu den bereits genannten Tracks gesellt sich noch der Titetrack, der als astreiner Groover beginnt, im Verlauf dann leider etwas beliebig wird. Das bekommen sie mit "Means To An End" deutlich besser hin, denn die Nummer geht ohne Umwege direkt in den Nacken.

Von daher bin ich mit The Haunted soweit zwar wieder versöhnt, aber der wirklich große Wurf ist die Scheibe noch nicht. Dazu bleibt bislang einfach zu wenig hängen. Aber vielleicht, fehlen da auch noch ein paar Wochen in der Rotation.

Trackliste

  1. 1. Fill the Darkness with Black
  2. 2. Brute Force
  3. 3. Spark
  4. 4. Preachers of Death
  5. 5. Strength in Numbers
  6. 6. Tighten the Noose
  7. 7. This Is the End
  8. 8. The Fall
  9. 9. Means to an End
  10. 10. Monuments
  11. 11. Illusions
  12. 12. Sinister

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