laut.de-Kritik
Odd-Pop? Gerne, aber bitte ohne Balladen-Schmalz!
Review von Martina KellnerAch ja, die Hoosiers. Nett, süß, eingängig! Eine Bilderbuchband mit einem Geheimrezept für Hitsongs? In der Heimat England bescherte ihnen das Debüt "The Trick To Live" jedenfalls Chartposition eins und somit einen gewaltigen kommerziellen Durchbruch.
Inzwischen hört man die Lieder des Londoner Trios nicht nur im Radio, auch Fernsehwerbungen und Computerspiele werden mit ihrem Mix aus Popmelodien und Indiegitarren untermalt. Odd-Pop nennen die Briten Irwin Sparkes und Alfonso Sharland sowie der Schwede Martin Skarendahl das und kreieren so ihr persönliches Musikgenre.
Odd-Pop, übersetzt "merkwürdiger Pop", ist nüchtern betrachtet aber gar nicht so eigenartig oder gar seltsam. Die Hossiers-Stücke sind leicht, flockig und hochgradig catchy, was die britischen Singleauskopplungen "Worried About Ray" und "Goodbye Mr A" unter Beweis stellen.
"Worried About Ray" erzählt von Zukunftsängsten - allerdings recht heiter und beschwingt verpackt.
Glaubt man der Band, ist Ray mittlerweile so etwas wie das inoffizielle vierte Mitglied und imaginärer Begleiter des Trios. Aha, ein unsichtbarer Freund also! Fragt sich nur, ob derartig kuriose Geschichten, von denen das englisch-schwedische Gespann noch einige mehr in petto hat, den Hoosiers'schen Songs Mehrwert verleihen?
Die gleiche Frage stellt sich übrigens auch, sobald man die Debüt-CD etwas genauer unter die Lupe nimmt und in den heimischen PC einlegt. Da poppt sogleich ein nicht gerade arm bestücktes Bonuspacket-Fenster auf: Klingeltöne, Interview-Mitschnitte, Bildschirmhintergrund-Bilder oder gar eine Anleitung zum Song-
Nachspielen.
Bei all den vielen Zusatzgoodies gerät die Musik fast in den Hintergrund. Neben munter-fröhlichen Ohrwurmstücken wie "Worst Case Scenario" oder "Cops And Robbers", das mit dem Hoosiers-typischen Falsettgeträller aufwartet, überrascht das Trio auch mit eher ungewöhnlich ruhigen, melancholisch-nachdenklichen Tracks.
Das Violinen-fokussierte "Money To Be Made" ist hier etwa zu nennen oder "A Sadness Runs Through Him", das gesanglich an Keane und hier und da auch an Muse erinnert.
"Everything Goes Dark" übertreibt es in punkto Theatralik dann doch. Zu viel Falsett und eindeutig zu viel Balladen-Streicher-Schmalz. Ebenso "Killer", das in ein fast einminütiges "aah-aah-aaaaaahhhhh" des Sängers mündet, untermalt mit ebenso leidigen Piano-Klängen.
"The Trick To Life" erinnert wieder mehr an die bereits ausgekoppelten Stücke und kommt gitarrenlastiger daher. Dennoch schleicht sich wieder der teilweise an die Gesangsauswüchse eines Justin Hawkins erinnernde Singsang ein - im Hoosiers-Kontext klingt das wiederum nicht immer passend.
Insgesamt scheint es doch ratsamer sich an das Rezept eines "Goodbye Mr A" oder "Worried About Ray" zu halten: Hier und da etwas Kopfgesang (auf keinen Fall zu viel!), lockere, griffige Gitarren-Pop-Melodien, ein Paar Uh's und Ah's eingestreut und der hitverdächtige Song steht. Wenn das die Formel für Odd-Pop ist, sollten sich die Hoosiers lieber ans Altbewährte halten, anstatt zu tief in der Balladen-Kiste zu kramen.
24 Kommentare
2 punkte sind schon etwas hart - vielleicht wären 3 etwas angebrachter für ein an sich ganz nettes, hin und wieder langweiliges debüt, das aber gesanglich durchaus sehr gelungen ist und einige hits beinhaltet.
"run, rabbit run", "the trick to life" würd ich gerne noch hervorheben, neben "goodbye mr. a"
ein ziemlich tolles debut! - 2 punkteeine frechheit! minimum drei,aber eher 4!
seh ich auch so! 2 punkte also wirklich!
hab da mal reingeschnuppert, eigentlich ganz nett. sind schon ein paar songs dabei, die man sich öfter mal anhören könnte. jedoch wird wohl überschwemmt, von besseren inselbewohnern.....
@Django (« Worried About Ray find ich auf jeden Fall schon mal unerträglich schlecht. »):
Ausgerechnet dieses Werk hat bei mir durchaus Lust auf mehr geweckt :-\
Vielleicht etwas konzeptlastig, aber doch irgendwie erfrischend. Nichts für jeden Feierabend und doch 'ne Nummer, die man hin und wieder gerne einschiebt?
Ich bin gespannt,... vllt geht's nachher noch schnell zum Plattendealer des Vertrauens. Werde mich wieder melden
Im Allgemeinen treibt mich bei den bisherigen Kommentaren doch ein wenig die Sorge, dass die Scheibe vorab mit Handicap angefasst wurde der Insel-Beliebtheit wegen?
@Floor (« halt ganz normale platte, nichts besonderes - aber 3 punkte wären schon angebracht »):
Ganz normal?! Finde ich ja nicht, aber kommt ja immer darauf an, was man unter nomral versteht
Mir gefällt die Platte auf jeden Fall richtig gut, auch wenn es ein paar negative ausreißer gibt, aber was will man auch erwarten ^^
Für ein Erstlingswerk auf jeden Fall richtig gut gelungen und das Reinhören lohnt sich.