laut.de-Kritik

Der Linie treu: mit Indie-Pop und Doppel-Gitarre.

Review von

"Do you know what is new? Do you know the difference?", trällert Joel Lindström resümierend in "Yes (I'm Coming Out)". Nun, vergleicht man das Zweitwerk des Schweden-Fünfers mit dem Debüt, dann ist da gar nicht so viel neu.

"Wired Boy Child" knüpft fast ohne Umschweife an den selbstbetitelten Vorgänger an: der Drive, die Stimme, der entspannte Bass, die zügige Doppel-Gitarre - The Horror The Horror belassen es beim Alten und überlassen das Experimentieren den anderen. Wieso auch nicht, schließlich betörten die Herren aus der Universitätsstadt Uppsala mit dem Erstling schon sehr. Warum also nicht einfach der Linie treu bleiben?

Mit dieser Devise fährt die Band auch recht gut. Die Stücke bestechen gewohnt melodiös, mit allerlei kleinen Feinheiten, liebevoll arrangierten Gitarren-/Schlagzeug-Soli und allerlei kompositorischen Details. Auch der Gesang dominiert wieder. Bass, Gitarren und Drums scheinen um Lindströms hier und da leicht kratzig-nölige, vornehmlich doch empfindsame Stimme, herum arrangiert.

Bei all der Verwandtschaft zum Debüt, fällt aber doch eins auf: insgesamt klingt "Wired Boy Child" etwas gesetzter, ab und an auch etwas bedachtsamer, wie etwa in "Kamelen", einem behutsam-ruhigen Akustik-Song, dessen Kontur nur ab und an von aufwiegelnden Telecastern durchbrochen wird.

Ganz besonders entzückt die schwedische Indie-Pop-Mischung in "It Was Everything, Everything!" oder "Yes, (I'm Coming Out)". Ersterer kommt noch eine Ecke rockiger daher und legt den Fokus auf lässigen Bass und gegenläufige Gitarren. "Yes, (I'm Coming Out)" stimmt dagegen verhalten ein, entwickelt im Refrain dann aber doch volle Klangfarbe und lässt die Platte im kurzen Piano-Einzelspiel ausklingen. Neben Lindström übernehmen auch die Gitarristen Mattias Axelsson und Johan Jansson Vokal-Parts und verleihen den Stücken so merklich Ohrwurm-Qualität – so etwa geschehen in "Milky White" oder "Hold The Line".

Auch wenn "Wired Boy Child" eher die leisen Töne in den Vordergrund stellt - mitunter erinnern die Melodien der Skandinavier sogar an den lieblichen "Quiet Is The New Loud"-Sound des Whitest Boy Alive - so tut dies den Songs in Sachen Spannung oder Dynamik keinerlei Abbruch. Die LP geizt nicht mit poplastigen, beschwingt groovigen Sounds, rhythmischem Basslauf und tänzelnden Gitarren sei dank.

Damit haben The Horror The Horror ein ebenso vielseitiges, wie eingängiges Album abgeliefert und eines, dessen Tiefe sich erst nach genauerem Hinhören erschließt. Dieser Linie, das steht fest, können die Schweden auch guten Gewissens weiterhin treu bleiben!

Trackliste

  1. 1. Wired Boy Child
  2. 2. It Was Everything, Everything!
  3. 3. Miss You
  4. 4. Come Inside
  5. 5. Country/City
  6. 6. Foggy Day
  7. 7. Some Napalm Burning
  8. 8. Milky White
  9. 9. Hold The Line
  10. 10. Kamelen
  11. 11. Yes (I'm Coming Out)

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