laut.de-Kritik

Die Schweden klingen original wie The Cure um 1981.

Review von

Wir schreiben das Jahr 1982. Ganz Europa wird von der New Wave-Welle überschwemmt. Jugendliche Jungs fangen endlich an, sich von ihrer Geschlechterrolle zu emanzipieren, tragen Kajal, wagen die innovative Frisur und weinen auch mal gerne bei Kerzenlicht. Der Soundtrack dazu kommt von Bands wie Bauhaus, Human League, Fad Gadget, Joy Division und - natürlich - The Cure.

Wir schreiben das Jahr 2006, New Wave ist einfach nicht totzukriegen, noch immer rennen massenhaft Schwarzträger in dunkle Dissen und tanzen zu den Klängen von "Temple Of Love". Da kommt es gerade recht, dass uns die sympathischen Schweden von The Legends den Januar aufs Süßeste verdüstern. "Public Radio", so der Titel des Melancholieträgers, knüpft dabei so nahtlos an die beiden Cure-Alben "Seventeen Seconds" (1980) und "Faith" (1981) an, als habe es die Jahre 1983 bis 2005 einfach nicht gegeben. Oder als habe man in Schweden doch endlich die Zeitmaschine erfunden.

"A Forest", "Seventeen Seconds", Play For Today" und das etwas spätere "Just Like Heaven", alles da. Und zwar reichlich. Und durchaus gut. Ein Album, das zum Durchhören einlädt. Mal abgesehen von der Tatsache, dass The Legends auf weiten Teilen von "Public Radio" wirklich unverschämt nach den genannten Alben/Songs klingen, muss man dennoch konstatieren, dass hier in Sachen Songwriting durchaus kompetent zu Werke gegangen wird. Abgesehen vom seltsam esoterisch-entrückten Quasi-Acapella "You're Alive" und dem etwas dümmlichen "Something Good" (ja, ein wirklich wirklich Beinahe-"Close To Me"-Klon) sind die restlichen zehn Tracks allesamt perlig-lässige Wave-Schmankerl.

Dabei kommt zumeist, wie bereits zart angedeutet, ein Synthie- und Chorus-Guitar-Sound zum Einsatz, wie wir ihn von den beiden grauen Cure-Scheiben kennen. Und auch das Schlepp-Schlagzeug gemahnt des öfteren an den guten alten Lol. Bei "People Like Us" kommen dann nochmal deutlich The Jesus And Mary Chain ins Spiel. Und auch ansonsten ist noch die eine oder andere Reminiszenz an verschiedene Helden von damals zu erahnen.

Da aber The Legends nicht mal ansatzweise versuchen, ihre Vorlieben und ihr Vorgehen zu verschleiern, ist dies völlig okay; es gibt halt Abzüge in der B-Note (Orginalität und Innovation), aber sei's drum. In der A-Note (Vortrag und Gesang) gibts dafür recht wenig auszusetzen. Johann Angergards Stimme erinnert zudem sehr häufig auf angenehme Weise an Death Cab For Cutie, so dass die Sache zwar recht soft und, hmm, sensibel (?) gerät, nicht aber allzu weinerlich und verjammert. Ich für meinen Teil mochte The Cure seinerzeit sehr gerne und habe nun auch sehr viel Spaß mit den Legends und ihrem öffentlichen New Wave Radio. Eine wirklich schöne Platte für den nebligen Tag und die Nacht bei Kerzenschein und Oscar Wilde. Und "Something Good" einfach skippen.

Trackliste

  1. 1. Today
  2. 2. Hide Away
  3. 3. People Like Us
  4. 4. You're Alive
  5. 5. Air
  6. 6. He Knows The Sun
  7. 7. Something Good
  8. 8. I Want To Be Like Everybody Else
  9. 9. Heaven Will Wait
  10. 10. So Much for Tomorrow
  11. 11. These Old Hearts Are Ours
  12. 12. Do You Remember Riley

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