laut.de-Kritik

Hooks, nach denen sich Bad Religion die Finger lecken würden.

Review von

Haben wir es auf "Haunted" nun mit einem Serienmörder zu tun? Oder doch mit einem Massenmörder? Oder gleich beidem? Auf jedem Fall mit The Other, denn Sänger Rod Usher hat auf dem aktuellen Album textlich jede Menge Frauen auf dem Gewissen. So zumindest heißt es im Pressetext, und auch im Interview gibt der Herr seine verbalen Hinrichtungen zu.

Dass die Texte der Horror Punks aus dem Kölner Umfeld immer mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind, ist hoffentlich klar. Dennoch scheint es die ein oder andere Situation gegeben zu haben, die den Sänger emotional schwer beschäftigt hat.

Mit "Casket Case" zeigten sich The Other vor zwei Jahren gewohnt stark, zum Teil auch schon fast experimentell. "Haunted" ist im Vergleich geradliniger und geht vom ersten Durchlauf an direkt ins Ohr. Wie gut das funktioniert, zeigt sich eigentlich schon beim zweiten Durchgang, wenn man die Songs nicht nur mitsummen, sondern fast schon mitsingen kann.

Sind die Singleauskopplung "Mark Of The Devil" und "We're All Dead" alles andere als schwache Nummern, gehen vor allem "Turn It Louder" und "Dead To You - Dead To Me" sofort in Mark und Blut über und setzen sich dauerhaft im Gehörgang fest. In Sachen Produktion gibt es bei den Kölner seit Jahren eh schon nichts zu meckern und die kleinen Feinheiten, die die beiden Gitarristen Ben Crowe und Pat Lavea aus den Songs noch herauskitzeln, machen einfach den Unterschied.

Für die Sahne auf der Kirsche sorgt natürlich einmal mehr Sänger Rod Usher, der mitunter Melodien aus dem Ärmel schüttelt, nach denen sich selbst Bad Religion die Finger lecken würden. Was nicht heißen soll, dass man ins sonnige Kalifornien schielt, denn "Haunted" ist trotz aller Eingängigkeit ein recht düsteres Album geworden. Horror-Punk par excellence eben.

Aber nach wie vor nicht ohne Überraschungen. So konterkariert der Text von "Was Uns Zerstört" deutlich den fröhlichen Charakter der Musik und das Intro von "1408 & 217" überrascht mit ska-artigen Offbeats. Die doppelten Leadgitarren in bester NWOBHM-Manier und die wavige Grundstimmung lassen "Fading Away" wie eine Mischung aus Thin Lizzy und Alphaville klingen, und "To Hell And Back" ist mal ein astreiner Glam Rocker geworden.

Ich kann an "Haunted" nicht viel falsch finden und wenn die Songs seit Wochen nicht bei mir im Auto laufen, geistern sie mir zu jeder Tageszeit durch den Kopf. Wird Zeit, dass den Jungs mal größere Bühnen zur Verfügung gestellt werden.

Trackliste

  1. 1. Mark Of The Devil
  2. 2. We're All Dead
  3. 3. Turn It Louder
  4. 4. Dead To You - Dead To Me
  5. 5. Was Uns Zerstört
  6. 6. On My Skin
  7. 7. 1408 & 217
  8. 8. Vampire Girl
  9. 9. Absolution
  10. 10. Fading Away
  11. 11. Creepy Crawling
  12. 12. To Hell And Back
  13. 13. The Silence After The First Snow

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