laut.de-Kritik

Gehen die Leute zur Bar oder zur Band?

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Sieben Jahre nahmen sich The Tea Party nach "The Ocean At The End" Zeit, um einen Nachfolger zu schmieden. Mit "Blood Moon Rising" erscheint nun pünktlich zum dreißigjährigen Jubiläum ein Lebenszeichen. Frontmann Jeff Martin hat mit seinen beiden Mitstreitern Jeff Burrows und Stuart Chatwood fünf Jahre an Album Nummer neun in diversen Soundtempeln in der Heimat gewerkelt.

Der Stille trotzen und bärbeißig wie breitbeinig auf den Putz hauen, bekommt das kanadische Power Trio mit seinem Blues-getränkten Rock nach wie vor hin. Der Single Note-Riff von "Black River" schlägt Zacken wie ein Blitz, während die Strophe zurückgenommen dem Spannungsaufbau dient.

Das Joy Division-Cover "Isolation" ist ein tief in den Achtzigern verwurzelter Post Punk-Track mit cheesigen Synths, passt jedoch prima ob des textlichen Themas in die Gegenwart. Klanglich matkiert "Isolation" einen Ausreißer, der mit seiner lockeren Art dem Gestus des Albums gerecht wird.

Der Bariton von Jeff Martin verbindet die Grandezza eines Entertainers mit der Unverstelltheit eines Rocksängers. Ein gutes Beispiel seiner Gesangskunst liefert Martin mit dem Morrissey-Cover "Everyday Is Like Sunday" ab, zu dessen schwarzem Humor in Verbindung mit den süßen Melodien es sich perfekt in den Untergang schaukeln lässt. Der Alltag ist wie ein Sonntag. Eine treffendere Daseinsbeschreibung sinnlosen Dahintreibens zwischen Vergnügungssucht und Vernichtungsangst gibt es nicht.

"The Beautiful" ist vordergründig eingängig und zugleich hintergründig verspielt wie es Mark Knopfler oder Bruce Springsteen auch nicht besser hinkriegen. So in etwa klingt auch der Track, im dem die Band den Sound vom Boss mit den Vocals des Dire Straits-Kopfes vermählt.

"Way Way Down" geht auf den Spuren wie sie Led Zeppelin einst mit "When The Levee Breaks" und "Kashmir" geebnet haben. Die Huldigung komplett macht die Cover-Version von "Out In The Tiles", die natürlich nichts dem Original von Page, Plant, Jones und Bonham hinzufügt, in seiner funkensprühenden Lockerheit die reduzierten Rocksongs auf "Blood Moon Rising" perfekt abrundet.

Bei den breit über das Stereopanorama gefächerten Akustik-Gitarren geht die Sonne auf. "Our Love" wartet darüber hinaus mit einer tollen Streicher-Orchestrierung auf. Wie auf "The Ocean At The End" mit dem Titelstück markiert hier eine Ballade das Highlight.

Der Titelsong basiert mit seinem reduzierten Akustik-Ansatz auf einem einfachen wie wirkungsvollen Schmachtfetzen wie "Wish You Were Here". Die Slide-Gitarre und Gospel-Backings fügen "Blood Moon Rising" ein Southern Rock-Flair hinzu.

Textlich blinzelt Martin auch mal schnippisch über den Rand der Sonnenbrille. In Gedanken an die Partys seiner Jugend legt er in der Single "Summertime" Zeugnis seiner Referenzen ab: "Hey Mr DJ, come on now, bring the party to the moon, play some Led Zep, T-Rex or give me Neil's Harvest Moon."

Die Meisterwerke Anfang der Nullerjahre ("TRIPtych", "The Interzone Mantras") bleiben bis auf weiteres unangetastet. Den Weg des Vorgängers setzt "Blood Moon Rising" fort, jedoch mit mehr Konsequenz und Gestaltungswille. Der Americana-Touch im Stile eines Tom Petty steht den Herren im mittleren Alter gut zu Gesicht.

Gehen die Leute zur Bar oder zur Band? Im Falle von The Tea Party ist beides möglich. Zuerst zur Gerstensaft-Theke, ein paar Kaltschalen verhaften und dann mit Schaum im Bart die gute Laune, wie sie etwa "Summertime" versprüht, feiern. Altersmilde und trotzdem authentisch geht hier zusammen.

Trackliste

  1. 1. Black River
  2. 2. Way Way Down
  3. 3. Sunshower
  4. 4. So Careless
  5. 5. Our Love
  6. 6. Hole In My Heart
  7. 7. Shelter
  8. 8. Summertime
  9. 9. Out On The Tiles
  10. 10. The Beautiful
  11. 11. Blood Moon Rising
  12. 12. Isolation
  13. 13. Everyday Is Like Sunday

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