laut.de-Kritik
Die drängende Rückkehr der Post-Punk-Goth-Pioniere.
Review von Kerstin KratochwillDas legendäre britische Musiklabel 4AD hatte legendäre Acts wie Bauhaus, Cocteau Twins oder Pixies unter Vertrag: Zu den weniger bekannten, aber hoch geschätzten und langlebigsten Label-Acts gehörte auch The Wolfgang Press - von 1983 bis 1995 mit fünf Alben aktiv. 2020 war die Band mit einer weiteren Platte wieder kurz aufgetaucht, die nie veröffentlichte Songs enthielt und diesen schönen Titel trug: "Unremembered Remembered". Nun kehrt die Post-Punk-Goth-Band mit dem Faible für Funk, die immer ein wenig wie eine Mischung aus Pulp und Tuxedomoon klang un Inspiration aus De La Soul und Nick Cave zog, erneut zurück: "A 2nd Shape" zurück.
Die 'zweite Form' bezieht sich allerdings wohl nur auf die Reunion nach 29 Jahren, denn musikalisch zeigte sich die Band stets wandelbar und herausfordernd und bleibt bis heute eine der rätselhaftesten Gruppen. Auch der ungewöhnliche Name bleibt ein Rätsel – angeblich geht er auf den deutschen Schauspieler Wolfgang Preiss ("Die tausend Augen des Dr. Mabuse") zurück. Die Band selbst soll einmal behauptet haben, sie habe sich nach einem Gerät benannt, das Mozart einst (erfolglos) zu erfinden versucht hatte, um seine Musik abzutippen.
Die Musik von The Wolfgang Press bleibt enigmatisch, auch auf "A 2nd Shape", denn es klingt so gar nicht nach zweitem Aufguss. Es ist eines der seltenen Comeback-Alben geworden, die ohne einen Hauch von Pastiche auskommen. Zwar hat das Trio seinen Funk-Fun verloren, dafür noch mehr an Post-Punk-Grimmigkeit zugelegt: hallende Gitarren, klangvolle Bässe und eiskalte Synthesizer formen einen düster dystopischen Sound, der ideal zur neuen Labelheimat Downwards Records passt, wo eine breite Palette an Musik von Garagerock und Shoegaze bis hin zu Industrial-Musik und Electronica sowie Techno veröffentlicht wird.
Mit seinem kompromisslosen Sound ist "A 2nd Shape" Musik für diese Zeit, genauso drängend wie die der Post-Punk-Acts der Stunde namens Yard Act, Shame oder Fontaines D.C.. Er klingt dabei aber strikter und schärfer. The Wolfgang Press sind 2024 so düster und designtechnisch minimalistisch wie das Coverartwork von Chris Bigg, der mit dem verstorbenen Vaughan Oliver an vielen klassischen 4AD-Albumcovern gearbeitet hat - eben auch schon für The Wolfgang Press. Ein zweiter Kreis, der sich schließt.
2 Kommentare
Schön, das es wieder neue Alben von The Wolfgang Press, The The und The Cure gibt. Hätte nicht erwartet von Denen noch mal was Neues zu hören.
ich muss wissen, was der universal gelehrte und musikphilosoph ragism darüber schreibt, ehe ich anhöre