laut.de-Biographie
Thomas Eggensberger
"Seit ich ungefähr 15 Jahre alt war, wollte ich immer in die Staaten", erzählt Thomas Eggensberger und erinnert sich an ein damaliges Austauschjahr in Michigan: "Das hat mich sehr geprägt, vor allem weil jeder mich mit der Musik ernstgenommen hat. Wenn man dort erklärte, sich für Musik zu interessieren und vorzuhaben, einen Vollzeitjob daraus zu machen, war die Reaktion in der Regel: 'Sounds awesome – wishing you all the success!'. In Deutschland wird Musik dagegen leider immer noch sehr verbreitetet als 'brotlose Kunst' gesehen. Damit hatte ich ein großes Problem. In den USA, vor allem in Los Angeles, helfen sich die meisten Komponisten und Musiker gegenseitig, statt sich als Konkurrenten zu betrachten."
Aufgewachsen ist Eggensberger am süddeutschen Ammersee, wo er sich größtenteils autodidaktisch verschiedene Instrumente beibringt und als Jugendlicher in lokalen Bands spielt. Ab 2012 lernt er Sound Engineering und Projektmanagement an der Deutschen POP München, bevor es ihn 2014 nach Cardiff, Wales ans Royal Welsh College of Music & Drama für ein Studium in Klassischer Komposition und Creative Music Technology verschlägt, unterbrochen von einigen Monaten in Berlin. In der deutschen Hauptstadt fasst er mit Mitte 20 als Assistent Jóhann Jóhannssons im Filmmusikgeschäft Fuß. Mit dem früh verstorbenen Visionär und der später Oscar-prämierten Hildur Guðnadóttir arbeitet er unter anderem an den Soundtracks zu den Filmen "Mandy" und "Maria Magdalena".
Jóhannsson nennt Eggensberger später auch als einen seiner Haupteinflüsse, neben Künstlern wie Ólafur Arnalds, Nils Frahm und Ludwig Göransson. "Was sie alle gemeinsam haben, ist sehr texturgetriebene Musik. Sie verbinden verschiedene akustische Instrumente und Electronics, um einzigartige Musik zu schreiben und nutzen unkonventionelle, coole Effekte, die zwar oft sehr subtil sind, aber extrem interessante Klangqualität kreieren. Ich denke zum Beispiel oft an Jóhann Jóhannssons Musik für 'Arrival'. mit ihren tollen Texturen und der unüblichen Instrumentierung. Dieser Soundtrack ist wirklich ein geniales Beispiel für diesen einzigartigen Sound. Man weiß nie genau, was man gerade hört und ist dennoch immer total gerührt." Am meisten und bereits sehr früh prägte Eggensberger eigener Aussage zufolge aber auch Richard Strauss' "Alpensinfonie": "Die Orchestrierung und sensationelle Entwicklung von Harmonie, Melodie und Kontramelodien fand ich immer superspannend. Und ich liebe einfach diesen epischen Orchesterklang".
2018 erfüllt sich durch die Aufnahme am Chicagoer Columbia College schließlich der Wunsch von der Rückkehr in die USA. Nach einem Masterabschluss in "Music Composition for the Screen" macht er sich in Los Angeles als Komponist und Orchestrator für Film, TV und Games in Los Angeles selbstständig und schließt sich den Kollektiven Go West Sound und Counter Communications an. Gemeinsam mit Marlon Lang und Dylan Love gründet er die Sample-Library-Company Green Light District, deren Sounds es in HBO- und Netflix-Produktionen sowie in den Videospiel-Blockbuster "Halo Infinite" schaffen.
"Die Leute hier arbeiten so extrem hart, sind so leidenschaftlich und kreieren vor allem unglaublich interessante und hochqualitative Musik", schwärmt Eggensberger von seiner Wahlheimat und Arbeitsstätte. "Es ist einfach total inspirierend mit Freunden zu arbeiten und deren musikalische Entwicklung zu beobachten und mitzuerleben. Man inspiriert sich gegenseitig, arbeitet härter, schneller, effizienter. Das macht so viel Spaß."
Zwischen all den verschiedenen Projekten findet Eggensberger schließlich 2021 die Zeit, sein erstes Album unter eigenem Namen aufzunehmen und zu veröffentlichen: "Aphelion". Mit dem als sonische Klangreise durch den Weltraum konzipierten Werk stellt Eggensberger sein Gespür für Melodie und atmosphärische Texturen unter Beweis. Cellistin Isobelle Austin und Schlagzeuger Alex Goodyear unterstützen ihn.
"Ich möchte die Zuhörer in ein kleines Abenteuer entführen – zwischen kosmische Formationen, Meteoriten, Hoffnung, Bedrohung und der Erinnerung an eine vergessene Welt, die vielleicht tatsächlich in unserem Universum existiert hat oder noch existieren wird", beschreibt Eggensberger die Motivation hinter "Aphelion". Den Grundstein für sein eigenes Klanguniversum hat er damit gelegt.
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