laut.de-Kritik

Rockt, hat Druck. Mehrfach überprüft. Spitze.

Review von

"Misch Masch" - stand das nicht gerne auf den obskuren Mixtapes, die wir jedes Jahr von neuem in die Sommerferienlager mitgenommen haben, um uns gegenseitig unsere neuesten Hits vorzuspielen. Schlimme Sachen waren das zum Teil, andere hören wir heute noch gerne. Tja, heute gibts das gar nicht mehr, heute wird CD gebrannt (über meine eigenen hartnäckigen Anachronismen in Form von "Auto-Tapes", die ich wie früher mit viel Liebe Stück für Stück aufnehme, schmunzelt quasi die gesamte Redaktion).

Und wie damals im Ferienlager spielen die Gebrüder Schwarz uns hier ihre aktuellen Favourites aus der elektronischen Ecke vor. In The Advanced Mix versteht sich. Und als ob das noch nicht genug wäre, legen sie, bester HH-Fischmarkt-Style, mit den Remixes noch einen oben drauf. Macht in der Summe 27 wohlfeile Trax, 16 im Mix (Misch/CD1), 11 im Remix (Masch). Rein mengenmäßig sieht das doch schon mal äußerst reell aus.

Widmen wir uns doch erst mal dem Misch. Zunächst sehr lässiger Einstieg mit Andre Krams "Safari", analoge Schmuftelbässe, nasaler Gesang, allright, hier fühl ich wohl. Zweitens gleich der allseits viel gepriesene Matthew Johnson, der auch später noch mal ran darf. Die Richtung wäre somit klar: Gepflege moderne elektronische Tanzmusik, zwischen House, Electro und (Softie-) Techno. Ebenso dabei Szene-Shooting-Star Dominik Eulberg, der mir in den letzten vier Wochen ca. ein halbes Dutzend mal von verschiedenster DJ-Seite als "der heiße Scheiß" ans Herz gelegt wurde. Sein "Adler" ist eines der stärksten Stücke der Mische auf CD 1.

Weitere Highlights sind für mich das rotzige, mit Cowbell bewehrte "ITWFM" von Think Twice, die Drama Society im Tiga-Mix (Turbo ist halt einfach super) sowie der Transmat-Klassiker "The Dance" von Detroit-Legende Derrick May. Schön, das mal wieder zu hören, und man muss feststellen: passt gut rein in die ganzen jungen (und auch nicht mehr ganz so jungen) Techno-Hüpfer, so wie eigentlich alles passt im Misch. Zwar nix außerordentliches, aber durchaus grundsolide Arbeit von Profis.

Extraterrestrisch wird es dafür zum Teil auf CD 2, dem Schmuckstück des Doppeldeckers. Die Schmankerl aus der Remixküche der Tiefschwarzen sind eigentlich durch die Bank ganz dicke Dinger, die Ali + Basti gemeinsam mit dem wunderbaren Herrn Schmalbach ausbaldowert haben. Dem aufmerksamen Clubgänger wird hier so manches recht bekannt vorkommen, spontaner Flashback möglicherweise inklusive. Haben wir doch alles schon mal im Rausch gehört, oder ... Hit auf Hit pollert aus Masch und zeigt eindrücklich, was für ein hohes Level die Schwarzen als Remixer mittlerweile erlangt haben.

DJ Tals "Digital World", Unit 4, das eigene "Blow", dazu mit "Feels Like Love" der Dauerbrenner in quasi jeder Tekki-Disco rund um den Erdball, als I-Tupf noch Spektrums "Kinda New" (Obacht: Wahnsinn!) und der Hellsche Knochenbrecher "Listen to The Hiss" - eigentlich gibts auf Masch nur Superburner, die sowohl daheim im Kinderzimmer als auch auf der Strobo-Galore-Tanzfläche astrein funktionieren. Rockt, hat Druck. Mehrfach überprüft. Spitze. Kein Wunder, dass bei den Jungs derzeit alles nur so flutscht und sie die internationale Landkarte rauf und runter gebucht werden.

Auffallend ist, dass alle Tracks diesen Groove haben, den Rhytmus, bei dem das Bein mitmuss, eine Eigenschaft, die vielen elektronischen Produktionen einfach abgeht und die TS richtig im Griff haben. Auch von den Sounds her ist natürlich alles Ehren wert, was hier serviert wird. Meine Anspieltipps sind (für den, der es noch nicht kennt kennt) "Feels Like Love", Spektrum, das dubbige "Body Dub" und vor allem DJ Tal mit seinen ganz sanften Italoanleihen rund ums Acid-Geschäft.

Bleibt zusammenfassend zu bemerken, dass bei "Misch Masch" alleine "Masch" schon rundum glücklich macht. Mit dem ebenso gelungenen "Misch" obendrauf wird das Ganze ein selbstzündender Tech-House-(odersonstwieauchimmer)-Spaß, der zu allem Überfluss auch noch in geschmack- und humorvollem Design beikommt. All denjenigen, die noch nicht die Hälfte der featured Remixes ihr eigen nennen, sei das Reinhören (mitsamt anschließendem Erwerb des nunmehr geliebten Tonträgers) wärmstens ans Herz gelegt. Den anderen genauso.

Trackliste

Misch

  1. 1. Andre Kram - Safari
  2. 2. Matthew Johnson - Folding Space
  3. 3. Sleeparchive - Elephant Island
  4. 4. Dominik Eulberg - Adler
  5. 5. Temptation - Sound Dealers
  6. 6. Max Durante + Kieth Tucker - Digital System
  7. 7. Think Twice - ITWFM
  8. 8. Drama Society feat. Turner - Crying Hero (Tiga Mix)
  9. 9. Mylo - Drop the Pressure (Riton Mix)
  10. 10. Kiki - Run With Me
  11. 11. Matthew Johnson - Decompression
  12. 12. Drama Society - Papa Luciani's Strange Death
  13. 13. Code 6 - Quad 1
  14. 14. Derrick May - The Dance
  15. 15. Severed Heads - Dead Eyes Opened (Joakim Mix)
  16. 16. Popular Computer - I Can't Forget You

Masch

  1. 1. Micatone - Plastic Bags + Magazines
  2. 2. DJ Tal - Digital World
  3. 3. Unit 4 - Body Dub
  4. 4. Phonique feat. Die Elfen - The Red Dress
  5. 5. Lopazz - Blood
  6. 6. Spektrum - Kinda New
  7. 7. Tiefschwarz - Blow Dub
  8. 8. Hell Listen To The Hiss
  9. 9. Mocky - Mickey Mouse Mothaf****s (Unreleased Mix)
  10. 10. Trüby Trio - Universal Love (Unreleased Dub)
  11. 11. Lost'n'Alive - Feels Like Love

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LAUT.DE-PORTRÄT Tiefschwarz

1996 gründen die Brüder Ali und Basti Schwarz mit ihrem Kumpel Peter Hoff, der auch die Benztown Studios betreibt, das Produzententeam Tiefschwarz.

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