laut.de-Kritik

Das Ausnahmetalent überzeugt auf ganzer Strecke.

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Neben seinem Posten als Drummer in der Blue Man Group und bei Clueso musizierte Tim Neuhaus mit Leuten wie Joan Baez, Patti Smith, Kurt Rosenwinkel, Nils Frahm, Wolfgang Niedecken, Udo Lindenberg, Gisbert zu Knyphausen und Marcus Wiebusch, um nur einige zu nennen. Schlagzeuger, Gitarrist, Komponist, Singer/Songwriter: Bei soviel Musikalität kein Wunder, dass da auch der eigene Output raus muss.

Und der wird nun mit dem dritten Soloalbum "Pose I+II" erweitert, einem Werk in zwei Teilen/Phasen. Beide sind sie sehr hörenswert, beide hat Neuhaus mehr oder weniger alles im Alleingang eingespielt.

In Teil 1 widmet sich Neuhaus dem kontemporären Popsong – und da schüttelt er nonchalant einen guten Song nach dem anderen aus dem Ärmel. Auf den ersten Hördurchgang bleibt das alles im Ohr hängen, klingt eingängig und spannend instrumentiert. Beim mehrmaligen Hören erkennt man erst, wie viel Liebe zum Detail und Originalität in den Kompositionen und den Arrangements steckt. Neuhaus hat locker-flockige Indiepop-Arrangements genauso intus wie melancholische Schwere – und dass er auch die eine oder andere Prog-Platte gehört hat, ist ebenfalls anzunehmen.

Auf Teil 2 wird Neuhaus in seinen Arrangements etwas ausufernder, aber ohne sich jemals zu sehr in Frickelei zu verlieren. Die Atmosphäre wird dichter, es gibt viele Klangspielereien zu entdecken. "This world will keep on turning / Long after we have gone away" singt Neuhaus in "Shine On", dazu erklinge hektische, leicht dissonante Geigen, ein Glockspiel breitet sich aus, hier und da klopft eine schwer verzerrte E-Gitarre an. Ambience, Dissonanzen, überraschende Wendungen bestimmen die zweite Phase. Für die countryeske Ballade "Lila" hat er sich den Singer/Songwriter Ian Fisher ins Studio geholt, auch sie folgt der komplexen Klangdichte des zweiten Teils.

Tim Neuhaus ist definitiv ein Ausnahmetalent in der deutschen Musiklandschaft, von seinem Talent für Arrangement und Komposition in Sachen Popmusik am ehesten mit Konstantin Gropper von Get Well Soon vergleichbar, ebenso ein Pop-Alleskönner. "Phase I+II" lädt gerade zu vielen Hördurchgängen ein, um alles erfassen zu können – und überzeugt auf ganzer Strecke.

Trackliste

  1. 1. The Music That You Are
  2. 2. American Dream In Berlin
  3. 3. Starting To Lose It
  4. 4. Forest Fire
  5. 5. A Little Love
  6. 6. Anyone You Need To Call?
  7. 7. Tomorrow's Somewhere Else
  8. 8. Control
  9. 9. Shine On
  10. 10. Realize
  11. 11. Bstrd
  12. 12. Lila (feat. Ian Fisher)
  13. 13. Pose

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