laut.de-Kritik

Gefühlvoller Singer/Songwriter-Pop. Nicht mehr und nicht weniger.

Review von

Die Wahl-Londonerin Tina Dico stammt aus Dänemark und hat mit ihrem 2006er-Album "In The Red" auch außerhalb der dänischen Landesgrenzen für Aufsehen gesorgt. Von der Pop-Philosophin war die Rede, die ihre tiefrgründigen Gedanken und Gefühle in Folkpop-Arrangements packt.

"Count To Ten" nennt sich das Album, das 2007 auf Anhieb die Spitze der dänischen Album-Charts erklimmt und Künstlerinnen wie Rihanna und Nelly Furtado verdrängt und nun auch hierzulande erscheint.

Mit ihren folkorientierten Popsongs präsentiert die 30-jährige Gitarristin und Sängerin ein Werk zwischen kommerzieller Radiotauglichkeit und musikalischer Eigenständigkeit.

Sie selbst beschreibt ihre Musik als "Singer/Songwriterpop - irgendwo zwischen Joni Mitchell, Suzanne Vega und Coldplay".

Vielversprechend startet der Opener "Count To Ten" mit flirrend gezupfter Akustikgitarre, kraftvollem, intensivem Gesang und toller Melodielinie, ehe dramaturgisch wirkungsvoll gesetzte Streicher und Pianoschläge diese Spannung gekonnt untermalen. Fein.

Ähnlich gestaltet sich "On The Run", dessen ansprechender Strophe sich aber unglücklicherweise ein hymnischer, aufdringlicher Refrain anschließt, der offenbart, dass sich ihre Individualität womöglich doch auf die Lyrics und die Instrumentierung beschränkt.

Dementsprechend macht sich im weiteren Verlauf bezüglich der Melodien ein wenig Absehbarkeit breit. Im Zentrum stehen nun bruchlose Strukturen, die dem Schema gehorchen, in dem sich der verhaltenen Strophe ein lebendiger Chorus gegenüber stellt. Frau Dico hat sich mit diesen Songs für eine gefühlvolle bis harmlose Stimmung entschieden, mit der sie niemanden vor den Kopf stößt. In kommerzieller Hinsicht liegt genau in dieser Vorgehensweise ihr Konzept. Kombiniert mit durchaus ansprechenden Arrangements, gerät dieses zum Erfolgsrezept für die Charts.

Die sanft geschlagene Gitarre in "You Know Better", der verspielte Klavierlauf und der markante Bass in "Sacre Coeur", das angenehme Fingerpicking in "Craftmanship And Poetry" oder die weichen Bläser in "Cruel To The Sensitive Kind", in der behutsamen Instrumentierung liegt zweifellos die Stärke der Dico. Wenn ihr zudem weniger berechenbare Melodien gelingen wie mit "My Business" oder "Everybody knows", dann findet sie auch meine Zustimmung.

In die Nähe oben genannter Künstlerinnen möchte ich sie aber nicht gerückt wissen, gefühlsmäßig steht sie eher in der Tradition einer Alanis Morissette oder Sheryl Crow. Auch nicht die schlechtesten Referenzen.

Am Ende bleibt ein gefälliges und anschmiegsames Werk, das manchen schönen Moment bereit hält und sich mit angenehmen Arrangements und einer ausdrucksstarken Stimme dem Singer/Songwriter-Pop-Einerlei entzieht. Nicht mehr und nicht weniger.

Trackliste

  1. 1. Count To Ten
  2. 2. On The Run
  3. 3. Open Wide
  4. 4. Night Cab
  5. 5. You Know Better
  6. 6. Sacre Coeur
  7. 7. Craftsmanship And Poetry
  8. 8. My Business
  9. 9. Cruel To The Sensitive Kind
  10. 10. Everybody Knows (Night Cab Epilog)

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