laut.de-Kritik
"Cauterize"-Restbestände? Von wegen!
Review von Kai ButterweckWeit über zwanzig Songs hatte Mark Tremonti im Gepäck, als er im vergangenen Jahr zum zweiten Mal unter eigenem Namen das Studio enterte ("Cauterize"). Zehn davon kennen die Fans bereits in und auswendig. Nun darf sich die Anhängerschaft des Alter Bridge-Songwriters auf das zweite Paket der letztjährigen Aufnahmesession freuen.
Natürlich schrillen bei dem einen oder anderen Fan sofort die Alarmglocken. Man fragt sich, warum es die Nachzügler nicht aufs erste Album geschafft haben? Schnell fallen Begriffe wie Bonusmaterial und B-Seiten. Nach wenigen Minuten ist aber schon wieder Ruhe im Karton. Mit halsbrecherischem "Battery"-Riffing und einer wuchtig produzierten Background-Melange aus Alternative und Thrash brettert der Opener "My Last Mistake" wie ein Bulldozer vorneweg.
Sechs Minuten später setzen die Herren Tremonti, Friedman, Whitlock und Van Halen dem Ganzen beim Tempo sogar noch einen drauf ("Once Dead"). Dazwischen: pure Energie, gepaart mit großen Emotionen ("The Cage"). Die Verantwortlichen ziehen alle Register ihres Könnens. B-Seiten? Pustekuchen! Es kommt sogar noch dicker.
Für den Titeltrack dreht man zwar die Amps ein wenig runter. Aber das ändert nichts an der Wucht, mit der der Song aus den Boxen schallt. Hat schon jemand einen Alternative-Über-Hit des Jahres auf dem Zettel? Wenn nicht, bitteschön: hier ist er! Glänzte im letzten Jahr "Sympathy" am hellsten, markiert hier und heute "Dust" den Gipfel eines Albums, das sich auch im weiteren Verlauf keine Schwächen erlaubt.
Songs wie das aus allen Rohren feuernde "Catching Fire", die an die jüngere Alter Bridge-Vergangenheit erinnernde Festival-Hymne "Never Wrong" oder die abschließende, zwischen laut und leise pendelnde zweite Speerspitze des Albums "Unable To See" beweisen erneut mit wieviel Herzblut und Leidenschaft sich Tremonti seiner markanten Soundwelt verschrieben hat.
"Dust" ist alles andere als eine Ansammlung von Restbeständen. Bisweilen überragt das Album sogar seinen Vorgänger. Vor allem gesanglich präsentiert sich der Chef des Ganzen in Bestform. Tiefe Storytelling-Passagen meistert er ebenso wie Ausuferndes aus der Pathos-Abteilung. Und über Tremontis Fingerfertigkeiten brauchen wir gar nicht erst reden. Die sind und bleiben eine Klasse für sich.
1 Kommentar
Wirklich ein tolles Album! Das ganze geht dieses mal wieder in eine andere Richtung als sein Vorgänger und davor das Debüt. Immer noch schön harte Riffs, aber etwas melodischer hier und da finde ich, besonders was den Gesang angeht. Bei dem Album handelt es sich, trotz des kurzen Abstand zur letzten Veröffentlichung, ganz bestimmt nicht um eine B-Seite von Cauterize. Besonders gefallen mir die Lieder "Catching Fire", "The Cage" und "My Last Mistake". Definitiv 5/5 und absolute Kaufempfehlung.