laut.de-Kritik
Nach wie vor einer der besten deutschen Heavy Metal-Acts.
Review von Giuliano BenassiOhrwurmriff, messerscharfe Gitarren und eine Stimme, die wie eine Kreissäge klingt. Zwanzig Jahre ist es her, seit sich Udo Dirkschneider nach der Trennung von Accept mit der eigenen Combo U.D.O. in den Ring wagte. Wer "Animal House" (1987) im Kopf hat und nun das vorliegende Album einlegt, könnte meinen, dass die Zeit still gestanden hat.
Nicht ganz, denn im Intro zum ersten Stück stellt der Militärhosenträger aus Wuppertal seine Fähigkeiten als Crooner unter Beweis. Zu swingenden Klängen führt er den Mastercutor ein – ein pervers anmutender Clown, der den definitiven Talent-Contest moderiert. Einen, in dem es um Leben und Tod geht. "You Have To Be In It To Kill It", lautet das Motto der Veranstaltung.
Dass es dabei nicht nur um Fiktion handelt, zeigt der Text: "B-Stars In The Jungle, Eating Bugs And Shit /Watching Egos Crumble, Golden Bullets Hit", kreischt Dirkschneider im Refrain. Von Reality Shows scheint er also nicht viel zu halten. Der Titeltrack ist eines der besten Songs auf dem Album. In die engere Auswahl drängen sich auch die Singleauskopplung "The Wrong Side Of Midnight" mit einem fetten Riff und "Master Of Disaster", in dem die Doppelbasstrommel bei angemessener Lautstärke den Gehörgang lädiert.
Balladen gehören auch diesmal mit dazu. Das Arrangement zu "One Lone Voice" besteht unter anderem aus Streichern und Akustikgitarren. Die Kirchenglocken im Refrain lassen Erinnerungen an Accepts "Winter Dreams" aufflammen. Eine Spur zu schnulzig klingt "Tears Of A Clown"; das Klischees des Bühnenartisten, der das Publikum um Lachen bringt und im Kämmerlein bittere Tränen vergießt, ist abgegriffen. Immerhin singt Dirkschneider zum Schluss im Chor mit sich selbst.
Manche Stücke halten das Niveau nicht ganz, etwa "Walker In The Dark", "The Devil Walks Alone" oder das abschließende "Crash Bang Crash", das wohl eher zu Mötley Crüe passen würde. Trotzdem hat das Album keinen Durchhänger. Was daran liegt, dass U.D.O. trotz des Namens keineswegs ein Ein-Mann-Projekt ist. Mit Ausnahme des Schlagzeugers sind alle Musiker seit den 90er Jahren dabei, Gitarrist Stefan Kaufmann trommelte schon in den 70er Jahren bei Accept. Eine zusammen geschweißte Truppe, die es gewohnt ist, Wertarbeit zu leisten.
"See You Next Time", verabschiedet sie sich artig bei erneut swingenden Tönen. Wer nicht aufs nächste Album warten will, sollte sich die Band live reinziehen. Nach wie vor ist sie einer der besten deutschen Heavy Metal-Acts: In 20 Jahren Aktivität nicht gealtert, sondern immer besser geworden.