laut.de-Kritik
Wiedersehen macht Freude – bis das Pulver verschossen ist.
Review von Gil BielerMan darf schon skeptisch sein, wenn eine Band den Jesus macht und nach der Auflösung einfach wieder aufersteht. Da droht schlimmstenfalls vertonte Leichenstarre. Und Uncle Ho waren nicht nur ein paar Tage weg vom Fenster, sondern fast zehn Jahre. Nur um jetzt mit neuem Gitarristen und neuem Album aufzukreuzen.
"The Manufacture Of Madness" sei das "lauteste, dreckigste, härteste Album" ihrer Karriere, verspricht das Wuppertaler Trio. In der Tat wurde im Aufnahmestudio eine Ladung Dreck ausgekippt, die die meisten Songs schön eingesaut hat. Dieser rohe Sound steht Uncle Ho richtig gut – lässt die verbliebenen Pop-Nummern aber um so blasser aussehen.
Doch bleiben wir erst mal beim Erfreulichen: "Terror Takes Shape" rockt zügig nach vorne, vor allem das Hauptriff der Strophen knallt rein. Auch die Stimme von Julian Hanebeck hat die Auszeit bestens überstanden und baut ein paar schöne Melodiebögen. Ein Rückkopplungs-Quietschen zum Schluss bildet das i-Tüpfelchen auf dem dreckigen Anstrich.
Andere Songs gefallen ebenso mit klanglichem Rotz: "I Wanna Do It Again" rumpelt stur voran und lässt unsauber gespieltes Gitarren-Gegniedel auf knackige Riffs treffen. Noch in der ersten Minute gibts zudem ein schnoddriges Solo aufs Ohr.
"Talk! Talk! Talk! Talk! Talk" startet scheppernd und zeigt, dass Uncle Ho auch auf das Grunge-Regal im Plattenladen schielen (wenn es so etwas denn noch gäbe). Der poppige Refrain funktioniert sogar als gelungener Kontrast. Und in "Silverville" – dem rockigsten Song der Platte – braucht nicht jede Gesangsnuance sitzen. Das Ding macht Druck und damit Laune.
Ein kolossaler Fehlschlag ist dagegen "Forgive/Forget". Ein Song, der an der 10-Minuten-Marke kratzt, aber nach gut der Hälfte sein Pulver schon verschossen hat. Uncle Ho rollen zuerst einen sphärischen Klangteppich aus, der im Refrain dank lautem Riff und rollenden Drums auch schön an Fahrt gewinnt. Dann fällt aber alles in sich zusammen, und wofür? Damit der Song die restlichen Minuten vor sich hinplätschert. Ein paar Effekte wabern vorbei, that's it. Ziel war es wohl, eine 'extra-sperrige' Nummer zu schreiben – das Ergebnis ist aber so spannend wie Hüttenkäse geraten.
Und dann sind da noch die Songs, die vom Schmutzkessel zu wenig abgekriegt haben. "Daemon Of Man" ist eine leichtfüßige Nummer, die aber zu glattpoliert daherkommt. Auch "I Will Do Damage" verpufft bis auf einen knalligen Refrain ergebnislos, die zahme Rausschmeißer-Halbballade reißt ebenfalls nichts. Unter dem Strich macht das leider zu viel Mangelware für ein Comeback-Album.
1 Kommentar
Das hat das Album nicht verdient!
Es fällt doch ein bisschen zu sehr auf, dass der Rezensent übertrieben negativ reagiert, sobald die Gitarrensaiten mal nicht so zum Glühen gebracht werden. Zum Glück gibt er ja immerhin 3 Punkte.
Ich bin der Meinung, dass man dieser Platte durchaus mehr Achtung entgegen bringen sollte, gerade WEIL hier nicht nur Rotzrock im ewig gleichen Stile dahindümpelt.
Gefällt mir richtig gut! Lockere 4 Points.