laut.de-Kritik

Welcome Dudelfunk, good bye neue Wendungen.

Review von

Jetzt kommt es dicke. Im Wochentakt entsteigt der Business-Gruft eine "neue Hoffnung", um der (vorgeblich) darbenden deutschen Musiklandschaft auf die Sprünge zu helfen. Erst jauchzt uns Joana Zimmer was von ihrem "Innermost" um die Ohren, die Berlinerin Valentine hat gar einen ganzen Ozean vollgeflennt.

Zu Valentines Ehrenrettung sei gesagt, dass ihr Debüt um einiges charmanter und anspruchsvoller um die Ecke poppt als Frau Zimmers peinliche Soulpop-Nummern. Valentine fährt schon rockigere Geschütze auf. Die gehen aber in der Mehrzahl im poppig produzierten Brei unter. An diese eine Band aus England, die gerade den Erfolg ihres Lebens feiert, erinnert nicht nur der Pianolauf im Eröffnungstrack "Won't Give Up". Hier und da scheint Chris Martin geistige Schützenhilfe geleistet zu haben, wenn wieder in paar Tastenklänge vonnöten waren.

"Ich will versuchen, in der Popmusik neue Wendungen zu erreichen. Es gibt nichts zur Zeit, was in vier Jahren noch geil sein kann"

Bescheidenheit scheint ihr Ding nicht zu sein. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft indes eine erhebliche Lücke. Der Titelsong untermauert dies nachhaltig. Welcome Dudelfunk, good bye neue Wendungen. Das "Eieiei" der Einleitung klingt verdammt nach Gracias "Run And Hide", und welch durchschlagenden Erfolg das DSDS-Mädel damit hatte, dürfte allseits bekannt sein. Mit dem von ihr selbst postulierten Anspruch, zeitüberdauernde Musik machen zu wollen, legt sie sich unnötig viel zu große Steine in den Weg.

Die Ansätze zu einer vielversprechenden Karriere sind nämlich da. Live hat Valentine es allem Anschein nach drauf, sonst hätte sie ein Jahr lang einen Auftritt pro Woche im Berliner Quasimodo sicher nicht überstanden. Auch die Songs, die sie in der Mehrzahl selbst verfasst hat, besitzen manches Mal den Ansatz eines großen Melodiesports wie ihn ein Nik Kershaw immer wieder zelebriert. Dazu gehört der Opener und trotz offensichtlicher Coldplay-Reminiszensen "I Will Try", und auch "Part Of The Deal" gefällt in Ansätzen.

Als Paulchen McCartney meinte, dass dieses Girl doch amazing wäre, hatte er nicht ganz Unrecht. In diesem Zusammenhang wäre es sicher interessant zu hören, wie sie ihre persönlichen Favoriten Muse in ihrem musikalischen Kontext unterbringt. Auf Album Nummer eins klingt jedoch zu viel Mainstream-Meterware durch, als dass es zu einem eigenen Profil reichen würde. Das Vorhaben, Valentine neben all den chartkompatiblen Püppchen als singende Elfe zu platzieren, ist löblich, geht aber in letzter Konsequenz ein wenig in die Hose, denn dazu tönt ihr Material einfach zu austauschbar und beliebig.

Trackliste

  1. 1. Won’t Give Up
  2. 2. Feel So Bad
  3. 3. Good Bye
  4. 4. Never Knew
  5. 5. Ocean Full Of Tears
  6. 6. Part Of The Deal
  7. 7. Sad
  8. 8. Sick
  9. 9. Walk Away
  10. 10. Your Shit
  11. 11. I Will Try
  12. 12. Fight For You

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Als Valentine im Alter von 13 Jahren am Flügel sitzt und eine Melodie vor sich hin klimpert, ist das gewissermaßen der Startschuss für ihre Karriere.

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