laut.de-Kritik

Musik für den Fifa-Soundtrack

Review von

An der Grenze bewegen sich Vant mit ihrem Debüt "Dumb Blood". Die Idee, das dreckige Gewand des Rock zu gebrauchen und darunter Hits zu verstecken, ist spannend. Politische Inhalte mit vermeintlich grungiger Musik zu transportieren, ein heikles Manöver.

Die Texte des britischen Quartetts sind dennoch unglaublich eingängig und direkt in ihrer Aussage. Der Album-Opener "The Answer" knallt, und Sänger Mattie Vant haut über die schleifenden Gitarren stakkatohaften Gesang - der Track gerät zur wütenden Antwort auf die chemischen Angriffe des Westens auf Syrien. "Parking Lot" thematisiert im Mantel des eingängigen Indie-Hits die sexuellen Übergriffe an US-Colleges.

"Do You Know Me", wankt, tanzt und lockt mit eingängigen Gitarrenläufen. Doch auch dieser Track lässt Herz vermissen. Ein Thema der Platte bleibt die Attitüde ohne Authentizität. "Put Down Your Gun" oder "Fly By Alien" sind Musik wie gemacht für den Fifa Soundtrack. Sehr nahe an den Guano Apes, gepaart mit den üblichen Singalongs und Riffs. Innovativ und wild wollen Vant sein, die Scheibe verliert sich im Gegenteil, in ihrer polierten Rockigkeit. Sound der nach Untergrund klingen soll, fast abgekauft!

Die stillen Stars der Scheibe werden wahrscheinlich nie im Radio laufen, aber gerade hier verbirgt sich das Talent von Vant. "Parasite" peitscht und der Casablancas-Sprech-Rotz fetzt. Mehr bitte! "Are We Free", ein Ausflug in nonkonforme Spieldauer, birgt eine schöne in sich steigernde Instrumentation, die das Potential der Briten deutlich zum Ausdruck bringt. Zwei schöne Diebstähle beschließen die Scheibe. "Karma Seeker" zitiert Kurt Cobain und "Time & Money" macht auf Pete Dohertys "Music When The Lights Go Out".

"Dumb Blood" beeindruckt musikalisch mit Reduktion und simplen, sich wiederholenden Songstrukturen. Der überproduzierte Ton der Platte und die eingängigen und bekannten Rock-Riffs fangen ein und lassen doch zurück. Es ist eine Platte, die authentisch wirken soll, aber sich genau in diesem Strickmuster verfängt. Dennoch, Vant haben im Kern unglaublich feine Ansätze und Potential.

Trackliste

  1. 1. The Answer
  2. 2. Put Down Your Gun
  3. 3. Peace & Love
  4. 4. Lampoon
  5. 5. Parking Lot
  6. 6. Do You Know Me?
  7. 7. I Don't Believe In God
  8. 8. Fly-By Alien
  9. 9. Headed For The Sun
  10. 10. Parasite
  11. 11. Are We Free?
  12. 12. Karma Seeker
  13. 13. Time & Money

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