laut.de-Kritik

Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, ungenießbar und doch ein Genuß

Review von

Am Donnerstag (20.01.) kommt "American Beauty" in die Kinos und die Presse überschlägt sich in ihren Vorankündigungen regelrecht vor Begeisterung. Stellvertretend sei hier der Berliner Tagesspiegel zitiert: "Dieser Film ist komisch und todtraurig, brutal und zärtlich, beißend und zutiefst weltversöhnt, kalt und warm, überraschend und von fast stoischer Ruhe, aufbrausend und melancholisch, böse und gut, scharf und süß. Mit einem Wort: ungenießbar. Und doch ein Genuß."

Ähnlich verhält es sich mit dem Soundtrack zum Film, der erst am kommenden Montag in die Läden kommt. Fest steht, daß Thomas Newman für die Filmmusik fast ausschließlich hervorragende Songs herausgesucht hat. Zwei melancholisch schwebende Instrumentals hat der Cousin von Randy Newman, dem als Filmmusik-Komponist in den USA einen formidabler Ruf voraus eilt, selbst beigesteuert. Die restlichen Stücke sind eine Mixtur verschiedenster Stilrichtungen von lauter Ausnahmemusikern.

Der Songwriter Elliott Smith präsentiert eine feine A Capella-Version der Lennon/McCartney-Ballade "Because" [RealAudio-Hörprobe] und The Folk Implosion sind mit einem Track vom 99er Album "One Part Lullaby" vertreten. "All Right Now" war der einzige richtige Hit von Free und obwohl der Song von 1970 mittlerweile zu den Rock-Klassikern zählt, fällt er doch gegen die übermächtige 'Konkurrenz' etwas ab.

Denn nun folgt mit Bill Withers "Use Me" ein Highlight der Musikgeschichte: Die mit rauher Stimme vorgetragene R&B Nummer kann sich, genau wie Eels' "Cancer For The Cure" [RealAudio-Hörprobe] auf jeder flotten Party hören lassen. Nach "The Seeker" von The Who endet dann mit dem sehr ungestümen und rauhen Mittelteil der Platte auch die Achterbahnfahrt der Gefühle.

Der Rest ist Ausklang und Agonie, wiederum dargeboten von den Besten ihres Faches. Das gilt besonders für die beiden großartigen Jazzstimmen Betty Carter und Peggy Lee, gegen deren Beiträge der eigentlich auch ganz nette Gomez-Song wie eine flüchtige Modeerscheinung anmutet.

Indessen ist die Scheibe - bei aller Klasse der einzelnen Songs - als Ganzes nur schwer hörbar. Zu hart sind die Breaks zwischen den Epochen, auf zu engem Raum sind unterschiedlichste Emotionen - für die der Film naturgemäß mehr Zeit hat - zusammen gezwungen. "American Beauty", der Soundtrack: Ungenießbar und doch ein Genuß.

Trackliste

  1. 1. <b>Thomas Newman</b> Dead Already
  2. 2. <b>Elliott Smith</b> Because [<a href="http://www.motor.de/_ram/288/ambeauty_elliot_smith_288.ram" class=stark>RealAudio-Hörprobe</a>]
  3. 3. <b>The Folk Implosion</b> Free To Go
  4. 4. <b>Free</b> All Right Now
  5. 5. <b>Bill Withers</b> Use Me
  6. 6. <b>Eels</b> Cancer For The Cure [<a href="http://www.motor.de/_ram/288/ambeauty_eels_288.ram" class=stark>RealAudio-Hörprobe</a>]
  7. 7. <b><a href="/wortlaut/artists/w/who/index.htm" class="wort">The Who</a></b> The Seeker
  8. 8. <b>Bobby Darin</b> Don't Rain On My Parade
  9. 9. <b>Betty Carter</b> Open The Door
  10. 10. <b><a href="/wortlaut/artists/g/gomez/index.htm" class="wort">Gomez</a></b> We Haven't Turned Arround
  11. 11. <b>Peggy Lee</b> Bali Haii
  12. 12. <b>Thomas Newman</b> Any Other Name

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