laut.de-Kritik
Hip Hop (fast) ohne Grenzen.
Review von Stefan JohannesbergRespekt an die Kollegen des "Juice"-Magazins. Wer sich in diesen zerrissenen Zeiten bei einer Hip Hop-Compilation derart achtbar aus der Affäre zieht, muss einfach mit Lob überschüttet werden. Ein einsamer, aber herzhafter "Unity"-Schrei hallte durch die Laut-Redaktionsräume, als meine Wenigkeit das Tracklisting in Augenschein nahm. Dort stehen unbekanntere Underground-Acts mit sogenannten Mainstream-Künstler gleichberechtigt auf einer Stufe. Hip Hop kennt eben keine Grenzen, weder kreative noch kommerzielle - (Fast) alle sitzen im selben Boot.
Zumindest die nordamerikanischen Emcees. Ihre französischen, englischen und deutschen Kollegen mussten dagegen ob Rahmensprengung zu Hause bleiben. Nur Kanada (Swollen Members) und Schweden (Looptroop) sind neben den USA noch vertreten. Doch auch so bietet die "Allstar Selection" eine eindrucksvolle Bandbreite in Sachen Beats und Raps. Ludacris, Mystikal, The Clipse, Trick Daddy, Cee-Lo und Big Boi (Outkast) sorgen für den nötigen Dirty South-Bounce, Babu (Dilated Peoples), die Hieroglyphics und Blackalicious repräsentieren den Westcoast-Underground, und der Ghostface Killah begleitet den Gza durch die Wu-Tang-Gefilde.
Das Beef-Problem lösten die Juice-Macher einfach aber gekonnt. Zwar gehen die Roc-A-Fella-Jungs Jay-Z, Beanie Sigel und Freeway ihrem Lieblingsfeind Nas aus dem Weg, kann sich aber auf Labelkollegen Cam'ron und den Queensbridge-Kollegen Nature verlassen, der genau wie das verhinderte Brüll-Paar Ja Rule und DMX direkt neben Nasty Nas' politischem Statement "My Country" sein Unwesen treibt. Dass man mit der Ja Rule-Coverversion des 2Pac-Klassikers "So Much Pain" zudem noch zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt, ist sogar fast genial. So verstopft weder ein mittelmäßiger R'n'B-Song des Murder Inc.-Aushängeschild noch ein Leichenfledder-Track von Herrn Shakur den hörbaren Gesamteindruck.
Da freut man sich doch eher über zwei Def Jux-Produktionen in Form von Mr. Lif und RJD2. Auch die "Brothers In Mind" von Non-Phixion und dem Anti Pop Consortium haben sich dieses Jahr ihren Platz im Starting Line-Up redlicher verdient, als fünf Songs voll "Murder"-Refrains. Einmal N.O.R.E. langt ja für die Proll-Ecke. Die Frauenquote rettet übrigens Foxy Brown mit einem überraschend tighten Track ("Stylin"), und Biz Markie, Ice-T, Rakim sowie Pete Rock verbreiten genügend Old School-Flavour. Warum jedoch die Westcoast-Aftermath-Connection um Dr. Dre, Eminem, Xzibit und Snoop Dogg völlig fehlt, wissen nur die Juice-Redakteure.
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