laut.de-Kritik
Dokumentation einer Label-Kindheit.
Review von Daniel StraubIm Jahr 1996 war schlug die Geburtsstunde des Klangbad Labels. Getrieben von der Idee, eine unabhängige Plattform zu etablieren, profilierte sich die Krautrock-Legende Faust als Initiator. Neben den eigenen Releases erschienen bald auch schon die ersten Fremdveröffentlichungen. "First Steps" dokumentiert den Werdegang des Labels von den ersten zarten Schritten bis in die jüngste Vergangenheit und porträtiert Klangbad als offenes Konzept, das so unterschiedlichen Bands wie den Krach-Hip Hoppern von Dälek ebenso einen Platz einräumt wie dem Hypno-Rock von Circle.
Und mit einem Doppelschlag der finnischen Formation Circle geht's auch gleich los. Hypnotpische Gitarrengrooves schlagen Breschen in die Boxen und massieren beinahe acht Minuten lang das Trommelfell des Zuhörers. Das zarte "Northern Sky" mit seinen Slight-Gitarren schlägt indes ganz andere Töne an und erinnert gar an Chris Isaaks "Blue Spanish Sky", dessen imaginative Kraft sich auch David Lynch in "Wild At Heart" zu Nutze machte. Beinahe so verträumt wie die Bilder des Meisters kommen die verhallten Ambient-Sounds der Frankfurter Band S/T daher. Auch der enigmatische Titel "Zwiebelfisch" würde Lynch wohl zur Ehre gereichen. In eine ähnliche Richtung gehen die Klangmalereien der Frauen-Formation Nista Nija Nista, zu deren Instrumentarium auch zwei Nähmaschinen gehören. Lautrèamont hätte sicherlich seine Freude gehabt.
Nach dem etwas besinnlich verträumten Mittelteil betont Kangaroo Moon das Vorrecht des gepflegten Indie-Rocks. Die Freude an der Melodie ist jedoch nur von kurzer Dauer, den Hans Joachim Irmlers "Museum" suspendiert jeglichen Wohlklang, es kommt daher wie ein an- und abschwellender Strom aus Geräuschen. Kurz vor Schluss fragen Faust gewohnt dröhnend: "I Can, U 2?"
Mal sehen wie die nächsten Schritte aussehen, wenn das Klangbad Kind langsam in die Pubertät kommt.
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