laut.de-Kritik
La Boum – die frankophone Neo-Pop-Fete geht weiter.
Review von Jasmin LützUn, deux, trois … et voilà! Aller guten Dinge sind drei. Nachdem die ersten beiden französischen Compilations aus dem Hause Le Pop unüberhörbar und weitflächig für Begeisterung sorgten, präsentiert das Kölner Label pünktlich zur seligen Weihnachtszeit "Le Pop 3". Ein immer vielseitigeres Angebot aus der Neo-Chanson-Szene in Frankreich kuschelt sich gemütlich ins heimische Wohnzimmer. Verspielte Avantgarde, fröhliche Pop-Rock-Melodien, kreative Elektro-Dance-Rhythmen, experimentelle Dub und Reggae Sinnlichkeit, verträumter Chanson und natürlich ganz viel l'amour.
Zu Beginn bittet uns Bertrand Betsch mit "Pas De Bras, Pas De Chocolat" rhythmisch-leicht auf die Diskotanzfläche, während hinter Stefie Shock eine melodische Männerstimme steckt, die bereits 2004 in Québec als "Sensation des Jahres" gefeiert wurde. Sein Album "Le Décor" ist, für das nächste Tanzvergnügen, ein besonders heißer Tipp. Etwas sinnlicher geht "La Boum - Die Fete" mit Camille weiter. Die variationsreiche Stimme ist ihr Kapital und aus der französischen Musikszene ist die zierliche Sängerin bereits nicht mehr wegzudenken. Hierzulande liebt und kennt sie auch als Mitglied des Projekts Nouvelle Vague.
Der Name Albin de la Simone sollte nicht nur dem fröhlichen Rheinländer des öfteren begegnet sein. Nach dem zweiten erfolgreichen Album "Je Vais Changer" verführt er weiter mit seinen mediterranen Pophymnen und ist inzwischen auch als Produzent (u.a. für Bastien Lallement) sehr gefragt. Ebenfalls bekannt und für ständige musikalische Überraschungen zu haben, stellt sich Jérome Minière, hier im Duett mit Sängerin Lhasa, in Bestform vor. Eine erste Weltpremiere kommt von Thierry Stremler: "Pas Ce Soir" bleibt mit eingängiger Popmelodie und dem Retro-"Captain Future"-Background-Chor sofort in jedem Ohr hängen.
Das herausragende Merkmal dieser dritten Ausgabe ist die eigenwillige Poesie mit tanzbaren Beats und Indiegitarre. Dabei darf sich der Fan gleich auf mehrere Weltpremieren freuen. Da ist neben M. Stremler zum Beispiel Toma und sein Beat-Hit "Tabatha". Ein junger Serge Gainsbourg könnte heute nicht besser klingen. Mit den anfänglichen Klaviertönen betört Bertrand Belin seine Zuhörer. Die eigene Mischung aus Jazz, Blues und Bossa verschmelzen in einer leidenschaftlichen Melancholie, die im Süden beim Sonnenuntergang irgendwo über dem weiten Ozean enden muss. "Terminus Le Tréport" nennt er seine pure Kitschromantik, Balsam für die vereiste Seele.
Aber nicht nur der Kölner und die Franzosen selbst blicken positiv auf die abwechslungsreiche Nouvelle Cusine der französischen Musikszene. Internationale Lieblingsbands, wie Tindersticks, Go-Betweens oder Calexico verehren zum Beispiel die Stimme von Francoize Breut. Kein Wunder, dass man sie in ihrer Heimat mit Jeanne Moreau vergleicht. Ihre klassisch-süßen Chanson-Sahnetörtchen zergehen nicht nur auf erregten Männerzungen. Mit "Une Saison Volée" erscheint in Deutschland, ebenfalls auf Le Pop Musik, bereits ihr drittes Album.
Diese leidenschaftlichen 16 Chanson-Cadeaux sind für diesen Winter wärmstens zu empfehlen. Aufgrund der zahlreichen unentdeckten Künstler in Frankreich ist die nächste "Le Pop"-Ausgabe mit Sicherheit schon in Arbeit. Man darf sich freuen und zählt schon langsam en francais: quatre, cinq, six ...!