laut.de-Kritik
Power-Mixing mit funky Groove-Attacken.
Review von Eberhard DoblerDie Bootleg-Party MTV Mash machte vor kurzem in Berlin halt. Was liegt da näher, als der Show einen eigenen Soundtrack zu verpassen und die musikalische Leitung dem renommierten Dance-Label !K7 zu übertragen? Für den hauseigenen A'n'R Stefan Strüver aka 'sst' der passende Anlass, gemeinsam mit DJ-Kollege Superdefekt tief in die Backkatalog-Kiste zu greifen - und nebenbei ein Höllen-Tempo vorzulegen.
42 Tracks aus acht Jahren jagt das Duo in einer Stunde durchs Mischpult. "Feingetuntes Audiozapping zu den besten Stellen der Lieblingshits", heißt das im !K7-Jargon.
Und das Ergebnis rockt, wie es so schön heißt. Stücke, die vermeintlich nicht zusammen gehen, passen plötzlich. Hitverdächtiges und Untergründiges bouncen Seite an Seite. Überraschungen statt Brüche - sst und Superdefekt machens möglich.
Neben ihren DJ-Skills liegt das vor allem an der Groove-Ästhetik des Labels. Ob elektronisch, dubbig, funky, hip hoppig oder housig - !K7 liefert nur hochqualitative Tanzmucke ab - nachzuprüfen auch in der jüngst veröffentlichten Jubiläums-Werkschau.
Den einen oder anderen Track dürften erprobte Dancefloor-Besucher kennen. So Nellys "Hot In Here" im Tiga-Mix, Depeche Mode im viel zitierten Playgroup-Gewand, die toughe Hip Hop-Dame Princess Superstar, die Minimal-Elektroniker von Swayzak und Herbert oder die harten Groover-Nummern des deutschen !K7-Flagschiffs Terranova.
Letztere liefern auch den ersten Höhepunkt ab. Der Beat-Wechsel von Princess Superstars "Bad Babysitter" auf "August 69" gerät zur tighten funky Groove-Attacke - einer Spezialität der Berliner, die hierzulande ihresgleichen sucht. Rae And Christian legen kurz darauf mit "Ready To Roll" ähnlich mächtig nach.
Mit Nelly ersetzen sst und Superdefekt die gebrochenen Beats vorübergehend durch 4/4-Bassdrum-Schlaufen. So geht Sawyzaks deepes Geblubbere mit seinen unterkühlten "In The Car Crash"-Ansagen schon fast erschreckend logisch aus Playgroup hervor - fetter Übergang. Mit dubbigen und achtziger-lastigen Tracks vollzieht sich dann allmählich wieder der Wechsel zu synkopierten Bassdrums und teilweise harten Noise-Groovern, an denen The Prodigys Liam Howlett seine helle Freude hätte.
Terranova kühlen zum Schluss die fiebrigen Körper mit einem relaxten "No Peace" ab. A'n'R und DJ Strüvers Situation kann schon als privilegiert bezeichnet werden: Den Tanzboden mit ausschließlich labeleigenen Nummern und dazu noch mit hervorragenden DJ-Skills zu rocken, ist alles andere als alltäglich.
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