laut.de-Kritik
Selten hat Benefiz so viel Spaß gemacht.
Review von Joachim GaugerTrauriger Anlass, freudiges Ereignis: Zum Welt-Aids-Tag erscheint ein Benefiz-Sampler, der Fela Anikulapo Kuti, dem vor fünf Jahren verstorbenen Pionier des African Beat, Tribut zollt. Die Einnahmen kommen der lobenswerten Arbeit der Red Hot AIDS-Organisation (www.redhot.org) zugute.
Macy Gray, D'Angelo, Kelis, Sade und andere interpretieren 20 Songs des großen Nigerianers. Ausschließlich von Ausnahmekünstlern wie Archie Shepp am Saxophon oder Roy Hargrove an der Trompete unterstützt, spiegeln sie das wilde Leben dieses Aufbegehrenden in faszinierenden Facetten musikalischer Stilvielfalt.
Gleich zu Beginn erinnern Mixmaster Mike + Lateef mit Unterstützung einiger Blackalicous-Member mit engagierten Texten, schneidenden Bläsern und harten Raps und Cuts an den politischen Kämpfer Fela Kuti. Mehr in die African-Soul/Funk Richtung geht als erster Höhepunkt "Shuffering + Shmiling" mit Talib Kweli u.a., bevor mit ""Water No Get Enemy" ( D'Angelo, Macy Gray, Femi Kuti u.a.) und "Gentleman" (Meshell Ndegeocello) zwei absolute Hammertracks des African-Dub anstehen.
Auch in der Folge reiht sich Star an Star. Manu Dibango, Money Mark, Keziah Jones oder Baaba Maal legen in Gemeinschaftsarbeit mit fantastischen Bläsersektionen wie den Soultronics oder Positive Black Soul Fela Kutis revolutionären Einfluss auf die moderne Musik offen. Doch auch das sinnliche Element kommt nicht zu kurz, schließlich war der Mann aus Lagos auch ein legendärer und nicht selten rücksichtsloser Liebhaber. Herzschmerz versprüht Sades "By Your Side" zu den einsamen Klängen einer Slide-Gitarre, während Kelis' trockener R'n'B in "So Be It" eher den Unterleib anspricht.
Bei aller Vielseitigkeit lässt sich das quasi live eingespielte Album sehr gut von vorne bis hinten durchhören. Für den homogenen Gesamteindruck sorgen vor allem das konsequent hohe Niveau, auf dem die beteiligten Musiker agieren, die erstklassige Produktion sowie das trotzig fröhliche Bekenntnis zu Tanz und Leben und die Magie des schwarzen Kontinents, die an vielen Stellen durchscheint und auf "Red Hot + Riot" natürlich untrennbar mit dem musikalischen Erbe Fela Kutis verknüpft ist.
Ein Leben in Hip Hop, Dub und Soul. Ein Leben in Afrika. Fela Kutis selbst gewählter Zweitname Anikulapo bedeutet so viel wie: 'der der Kontrolle über den Tod hat'. Tatsächlich konnte Anikulapo seine Krankheit bis Anfang der 90er geheim halten, sein langes Sterben sollte danach aber noch sieben Jahre dauern. Inzwischen droht Afrika eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes, bereits jetzt ist im Süden des Kontinents ein Drittel der Bevölkerung infiziert. Während der 70-minütigen Spielzeit von "Red Hot + Riot" stecken sich 170 Afrikaner mit dem HIV-Virus an, jedem einzelnen droht ein elendes Schicksal. Trotzdem und deshalb: selten hat Benefiz so viel Spaß und Sinn gemacht.
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