laut.de-Kritik
Gitarren-Elektro und jede Menge Schrammel-Pop.
Review von Jasmin LützHeißa, da ist ja mal wieder ein Sampler auf meinem vereinsamten Schreibtisch gelandet. Darauf hat die Welt gewartet, vor allem wenn die Compilation auch noch "Stromundgitarre" heißt. Ein wirklich ausgefallener Name, aber über solche lässt sich ja oft genug streiten. Dennoch sind hier viele schöne Indiebands versammelt, die einem die guten alten Zeiten in Erinnerung rufen. Ein wirkungsvoller Überblick für Einsteiger in die unabhängige Schrammel-Musik.
Laut Wikipedia wird diese Musikrichtung so erklärt: "Independent (engl. = unabhängig), kurz Indie, bezeichnet einerseits eine bestimmte ökonomische Produktionsform von Musik, andererseits einen bestimmten Musikstil, der von einer gemeinsamen Ästhetik geprägt ist, obwohl die einzelnen Ausdrucksformen sehr unterschiedlich sein können." Hast du dich auch schon mal gefragt, ob es diese Indie-Szene überhaupt noch gibt? Auch in deiner Umgebung?
Nette Menschen, mit denen man gemeinsam den Proberaum teilt und sich auch außerhalb der versifften Mauern gut versteht? Zusammen Konzerte gibt, auf den Dächern über der Stadt flaniert und noch Träume hat? Das gab es und gibt es bestimmt auch heute noch. Vielleicht etwas anders, weil sich bei dem ein oder anderen ja leider doch so einige Perspektiven ändern. Wie schön, dass die Musik sich nicht ändert und es dann mal wieder einen Sampler gibt, der uns eine angenehme Mischung aus Gitarren- Elektro- Schrammel-Pop präsentiert.
Mit Charade und "Monday Morning" beginnt die 23-Lieder lange Sympathie auf Chrom und von der mir bisher unbekannten schwedischen Band möchte ich sofort mehr hören. Liebenswerte Bekannte, die an ihren Träumen noch festhalten folgen. Zum Beispiel Monta mit dem exklusivem Hit "Wire". Tobias Kuhn, der Mann von Miles, kann auch solo machen was er will, er hinterlässt immer eine angenehme Gänsehaut. Kölsche Luft schnuppert der Hörer mit Decorder und Locas In Love, die geduldig im "Wartezimmer" abhängen und auf besseres Wetter hoffen. Insgesamt lauter nette Menschen, die gemeinsam auf die Straße gehen und mit selbstgebastelten Plakaten "Ich bin fucking Independent!" brüllen. Alte Bekannte wie Hund am Strand, Kettcar und Atomic, die erfreulicherweise mal nicht nach Oasis klingen.
Neue Lieblingsbands wie ClickClickDecker, deren "Erste Schritte" beachtlich sind. Velojet aus Österreich, die das Prädikat wertvoll verdienen und der Superrumpel von Cartridge und Figurines. Die Titel der selbstgestalteten Mixtapes von damals waren zwar kreativer, dennoch erweckt "Stromundgitarre" die leicht eingeschlafenen Indiepop-Geister in mir. Ein guter Sound stirbt eben nie aus. Und so träumen wir weiter von einem besseren Leben, die Rückkehr von Klitpop, dem fröhlich-zwitschernden Zilp Zalp in der ersten lauwarmen Frühlingssonne und dem Auftritt bei Top Of The Pops. Und später reden wir dann nochmal über die Abhängigkeit.
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