laut.de-Kritik

Ein Sammelsurium erlesener Indiepop-Vertreter.

Review von

Als "pfiffige Nachwuchsdetektivin" beschreibt das ZDF seine neu eingekaufte Serienheldin Veronica Mars, deren Leben jetzt auch deutsche Glotzer auf der Mattscheibe verfolgen können. Das muss als Info genügen, schließlich geht es hier um Musik. Pünktlich zum Serienstart bringt das US-Label Nettwerk einen Soundtrack zu den Abenteuern der jungen Spürnase heraus.

Ungläubiges Kopfschütteln, denn das Sammelsurium erlesener Indiepop-Vertreter kann sich auf den ersten Blick wirklich sehen lassen. Geheimtipps mischen sich hier unter gestandene Bands, und insgesamt findet sich erstaunlich wenig Unfug für einen Serien-Soundtrack.

Den Anfang machen die Dandy Warhols mit dem lässig quietschenden Handclap-Poprocker "We Used To Be Friends" vom 2003er Album "Welcome To The Monkey House". Gute Wahl für einen Titelsong. Die erste handfeste Überraschung ist das von Neil Young protegierte kanadische Zwillingspärchen Tegan & Sara. "I Know I Know I Know" stammt von ihrem Longplayer "So Jealous".

Viele Songs sind eher ruhig - bei einem Soundtrack nicht sonderlich überraschend. Die Ausnahme poltert mitreißend samt verzerrter Frauenstimme unter dem Namen The Faders umher. "No Sleep Tonight" klingt wie die Drohung, sich umgehend gepflegt Bier in den Rachen laufen lassen, um anschließend umherzuspringen, als ob es kein Morgen gäbe - herrlich aufstachelnd.

Sicherlich lässt sich darüber streiten, ob unbedingt die Stereophonics mit dem schleimigen "Dakota" drauf mussten – wohl eher ein Zugeständnis an den prominenten Namen. Ganz anders The Format, deren wunderschönes "On Your Porch" ein wenig an Robin Proper-Sheppards Sophia auf "The Circle" erinnert.

46bliss tanzen mit dem loungig-elektronischen "The Way You Are" aus der Reihe, Cotton Mather bilden einen folkigen Abschluss: "Lily Dreams On" schwebt auf seinen zweieinhalb Minuten schwerelos durch süße Beatles-Harmonien. Von dieser Band will man mehr hören. So ergeht es einem bei etlichen Songs von Künstlern, die in Deutschland noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten sind. Diese Soundtrack-Scheibe ist eine Fundgrube.

Im Überblick klingt die Zusammenstellung so, als ob sich ein paar befreundete Musiknerds während langer Abende in endlosen Diskussionen überlegt hätten, welche ihrer Lieblingslieder sie am besten wo unterbringen könnten. So ist der Veronica Mars-Soundtrack nicht nur recht gut, sondern von der Klangfarbe her ziemlich stimmig geraten. Ausfälle gibt es wie auf fast jeder Zusammenstellung von Serienmusik – allerdings halten sie sich hier im Rahmen. Einziger Abstrich: Selbst der Titelsong ist weder exklusiv noch neu.

Trackliste

  1. 1. The Dandy Warhols - We Used To Be Friends
  2. 2. Mike Doughty - I Hear The Bells
  3. 3. Tegan & Sara - I Know I Know I Know
  4. 4. Spoon - I Turn My Camera On
  5. 5. The Faders - No sleep tonight
  6. 6. Stereophonics - Dakota
  7. 7. The Perishers - Sway
  8. 8. Delays - Long Time Coming
  9. 9. The Format - On Your Porch
  10. 10. Ivy - Ocean City Girl
  11. 11. Something Happens - Momentary Thing
  12. 12. 46bliss- The Way You Are
  13. 13. Adrienne Pierce - Lost & Found
  14. 14. Cotton Mather - Lily Dreams On

Videos

Video Video wird geladen ...

Noch keine Kommentare