laut.de-Kritik

Elbow und Duffy treffen auf U2, Bowie, Clash und Co.

Review von

"War Child - Heroes Vol. 1" ist die mittlerweile fünfte Benefiz-Compilation der Hilfsorganisation War Child, die sich seit 1995 für Kinder in Krisenregionen einsetzt. Rocken für Frieden und Menschlichkeit - kein Wunder, dass sich von Beginn an namhafte Acts zur Zusammenarbeit äußerst unkompliziert bereitstellten.

Das Besondere an diesem Album: Stars wie Bruce Springsteen, Iggy Pop und U2 suchten sich für das Projekt höchstselbst Stars der jungen Generation aus, die ihre Klassiker neu vertonten.

Den vielseitigen Songreigen eröffnet Beck mit seiner trocken eingespielten Version des Dylan-Hits "Leopard-Skin Pill-Box Hat". Beck serviert die Nummer mit typischem Guitar-Gegniedel. Bei den Scissor Sisters ist Roxy Musics "Do The Strand" auch in besten Händen. Passend zum Sound von Ferrys Ex-Edelpoprockern funkelt hier die siebziger-Jahre-Discokugel. Lily Allen feat. Mick Jones überzeugen mit ihrer ruhig inszenierten und mittels dezenter Drums veredelten Version von The Clashs "Straight To Hell".

Einen kräftigen Tritt in die Tonne gibt's mit Duffys Besetzung für Paul McCartneys James Bond-Titelsong "Live And Let Die". Ihre Interpretation verzichtet völlig auf die großen Orchester-Parts des Originals und kommt völlig farblos daher - was auch an der allzu quietschigen Vokalarbeit der gerade mit allerlei Awards dekorierten Sängerin liegt. Leicht angegospelte Passagen zum Songende reißen da auch nichts mehr raus.

Elbow bieten mit U2s "Running To Stand Still" solide Kost. Aufhorchen lässt die "Heroes"-Adaption von TV On The Radio: Gesanglich schnarrt vertraut der nasale Bowie-Stil, rhythmisch laden kräftige Dance-Drums zum Mitschnippen ein. Dabei verzichten die Amerikaner auf unnötige Glättung und verleihen dem Song einen ganz ureigenen, rohen Charme.

Hot Chip bieten mit Joy Divisions "Transmission" einen geglückten Wave-Ausflug. Kräftig in den Sixties wildert natürlich die Kinks-"Victoria", hier lassen The Kooks mit stimmigem Händchen den Psychedelic-Parts jener Ära ihren zustehenden Raum. Wenn es schon um Rausch und Drogen geht, darf natürlich eine Nummer von Beach Boys-Mastermind Brian Wilson nicht fehlen: Doch statt spinnertem Glanz entscheidet sich Rufus Wainwright für eine sachliche und souveräne Interpretation von "Wonderful & Song For The Children." Der frühere Soulclub-Feger "Superstition" aus dem Fundus Stevie Wonders kommt bei Estelle wesentlich zahmer rüber als im Original.

Peaches und Iggy Pops "Search And Destroy" bilden ein ordentlich ungehobeltes Paar, bevor The Hold Steady ein höchst geglücktes und interessantes Cover des im Original akustischen "Atlantic City" aus der Feder Bruce Springsteens präsentieren. Der Clou dabei: Sie zitieren den Boss gleich doppelt - denn sie tauchen den ursprünglich karg inszenierten Titel in ein Springsteen-typisches Rock-Outfit der Marke "Born To Run." Feine Arbeit!

"Sheena Is A Punk Rocker" - wissen wir, und nun auch, dass die Yeah Yeah Yeahs-Überarbeitung den gewissen Kick des Ramones-Originals vermissen lässt. Unter ferner liefen fungiert auch der Alben-Abschluss: Die Darlings von Franz Ferdinand nehmen sich Blondies "Call Me" vor. Diese Nummer zählt ohnehin nicht zu den wirklichen Glanzstücken des Blondie-Repertoires und das ändern auch die smarten Schotten nicht.

Jede Menge Stars und Sternchen - und doch: Eine musikalische Sensation unter der Rock-Zirkuskuppel bleibt natürlich aus. Wenn im Vordergrund die gute Sache steht, ist dies allerdings verzeihlich. Und schließlich unterhält "War Child - Heroes Vol. 1" über weite Strecken prima, was die Anschaffung also durchaus lohnt.

Trackliste

  1. 1. Beck (Bob Dylan: Leopard-Skin Pill-Box Hat)
  2. 2. Scissor Sisters (Roxy Music: Do The Strand)
  3. 3. Lily Allen (The Clash: Straight To Hell)
  4. 4. Duffy (Paul McCartney: Live And Let Die)
  5. 5. Elbow (U2: Running To Stand Still)
  6. 6. TV On The Radio (David Bowie: Heroes)
  7. 7. Hot Chip (Joy Division: Transmission)
  8. 8. The Kooks (The Kinks: Victoria)
  9. 9. Estelle (Stevie Wonder: Superstition)
  10. 10. Rufus Wainwright (Brian Wilson: Smile-Medley)
  11. 11. Peaches (Iggy Pop: Search And Destroy)
  12. 12. The Hold Steady (Bruce Springsteen: Atlantic City)
  13. 13. The Like (Elvis Costello: You Belong To Me)
  14. 14. Yeah Yeah Yeahs (The Ramones: Sheena Is A Punk Rocker)
  15. 15. Franz Ferdinand (Blondie: Call Me)

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1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    Hab grad nen üblen Flashback, wurde die Review nicht schon vor Monaten veröffentlicht?
    Wenn ja, warum is die nun schon wieder hier? o_O

    Naja oder ich hab zuviel Magic Mushrooms gezogen und zuviel Puff the Magic Dragon gehört.......