laut.de-Kritik
Klingt auch Jahre später noch frisch und unverbraucht.
Review von David Hilzendegen1997 war ein großes Jahr für Freunde alternativer urbaner Unterhaltung. Abseits des Mainstreams gründet ein DJ- und Produzententeam namens Jazzanova in Berlin mit Sonar Kollektiv ein Independentlabel, bei dem heute solch illustre Namen wie Fat Freddy's Drop, Âme oder Henrik Schwarz unter Vertrag stehen.
Ungefähr zeitgleich kommt ein gewisser Will Ashon in London ebenfalls auf die Idee, ein Label zu gründen. Ein Jahrzehnt später bildet Big Dada Recordings die Speerspitze britischen Hip Hops.
Während Sonar das zehnjährige Jubiläum mit einer ganzen Woche voll Konzerten, Partys und sonstigen Veranstaltungen frönte, wirft das Sublabel der legendären Ninja Tune um Matt Black und Jonathan Moore von Coldcut eine Diskografie auf den Markt, der es wahrlich an überhaupt nichts fehlt.
Außer Cadence Weapon, der allerdings erst seit Herbst 2007 auf der Gehaltsliste steht, sind sie alle vertreten: Die besten Pferde mit Roots Manuva, TY und Diplo, die weniger bekannten Kollegen um Gamma, Lotek Hifi oder Infesticons, ehemalige Labelfreunde wie der mittlerweile bei Epitaph im Wort stehende Busdriver oder Gelegenheitsmitglieder wie King Geedorah aka MF Doom.
Dessen Selbstfeature auf "Anti-Matter" von King Geedorahs Debüt "Take Me To Your Leader" (2003) bleibt eine Bombe, die auch noch vier Jahre später zündet und damals wie heute definitiv zu wenig Aufmerksamkeit findet. Überhaupt ist es erstaunlich wie frisch, unverbraucht und anders die Veröffentlichungen aus dem Hause Big Dada auch Jahre später noch klingen und wirken.
Bei allen Unterschieden zwischen den Künstlern bleibt sich Big Dada in einer Hinsicht bis heute treu, gleichgültig, ob es sich um Roots Manuvas "Movement" (1999), der älteste Beitrag der Platte, oder den neusten mit "50/50" von Wiley dreht: Alle haben ihren ganz eigenen Charme und Stil.
Vom ruhigen, abgeklärten Flow des Erstgenannten über den extrem strangen, mit verzerrten Gitarren unterlegten Beitrag von NMS oder dem Elektrogefrickel von TTC zum Höchstgeschwindigkeits-Rap eines Busdrivers. Vergleichbares fällt mir auf Anhieb zu keinem der Beteiligten ein, wer mir Äquivalente außerhalb des Dada-Universums nennen kann, möge sich bei mir melden.
Der Leckerbissen der Platte ist sicher Diplos bisher unveröffentlichtes "Now's The Time". Eine wilde Snare, schnelle Hi-Hats, Kontrabass und fertig ist der Kuchen. Wer einen solchen Track seit 2004 im Schrank liegen lässt, zeigt nur, wie weit er über dem Business schwebt. Gleichzeitig belegt der Beitrag, weshalb "Well Deep" knapp an der Höchstwertung vorbeischrammt: Er ist der einzige seiner Art, die Platte besteht sonst nur aus bereits Bekanntem.
Dennoch eignet sich die Scheibe als Überblick über bisher Geleistetes oder als Einstieg in die teils abstrusen Tiefen Big Dadas vorzüglich, zumal nahezu jedes jemals erschiene Album mit einem Stück vertreten ist. Letztlich bleibt ohnehin nur noch eines zu bemerken: Herzlichen Glückwunsch, weiter so und auf die nächsten zehn Jahre.
4 Kommentare
sehr geiles album
kauf ich mir wohl ... kenn immer noch viel zu wenig vom Lable, und das liest sich definitiv spannend.
Klingt nach etwas, was man dringend haben sollte.
@|Eclipse (« kauf ich mir wohl ... kenn immer noch viel zu wenig vom Lable, und das liest sich definitiv spannend. »):
hier mal ein lied, dass auf dem sampler ist, vllt. ganz hilfreich.
ty - closer
http://youtube.com/watch?v=6mJzWXD7vho
schade das ty das label verlässt, ist aber die eiznig logische konsequenz, wie auch schon im juice interview genannt.