laut.de-Kritik
Das beste Hardrock-Album 2024 aus Deutschland.
Review von Stefan Johannesberg1989 war die Welt noch in Ordnung. Dem superben, chorlastigen Melodic Rock auf "Culture Killed The Native" hatten Victory ihr erfolgreichstes Werk "Temples Of Gold" folgen lassen. Die Sterne standen gut, die Zeichen auf Angriff, doch der musikalische Zeitgeist Anfang der 90er - Grunge, Rap und Nu Metal sowie unzählige bandinterne Wechsel verhinderten eine größere Karriere im Stile Accepts oder Helloweens.
Das elfte Album "Circle Of Life" der Band ist seit über 30 Jahren der erste Doppelheader in gleicher Besetzung, und das hilft Victory genau wie Fußballmannschaften, wenn man als eingespieltes Team im Studio agiert. unser Autor hatte 2021 die Comeback-Scheibe richtig seziert. "Wer auf soliden, technisch einwandfreien und satt produzierten (auch hier hatte Herman Frank seine Finger im Spiel) Hardrock mit Glam-Metal-Einschlag steht, der bekommt mit "Gods Of Tomorrow" eine gelungene Rundum-Versorgung."
"Circle Of Life" setzt genau dort an und baut die Soundqualität weiter aus. "Tonight We Rock" beginnt schleppend und bluesig, wechselt später in eine wippende Kick-Snare-Combo, rockt Highway-tauglich, um mit dem großem Mitgröhl-Handclapper den Chorus einzuläuten. All das passiert stimmig ohne Energieverlust oder Pausen. Die Gitarren vor allem von Metal-Urgestein Hermann Frank dröhnen dick und tight. Gianni Pontillo Stimme röhrt kraftvoll durch alle Parts. Klar, heute rocken die alten Herren die Städte nicht mehr ganz so taufrisch, sitzen eher häufig bei einer Tasse Tee in der Hotellobby. Trotzdem: Sahnestück.
"American Girl" stampft mit jubilierenden Riffs und Bon Jovi "Livin On A Prayer"-Vocoder-Vibes. "In a land full of dreams where the rivers flow / An American girl with a heart aglow / From the east to the west she’ll make her stand / Living out her dreams in this great land", die Liebeserklärung an amerikanische, freiheitsliebende Frauen möchte man umarmen und vergessen, so als hätte es Me-Too-Hashtags und Feminizide nie gegeben, gerade im machohaften, patriarchalen Hardrock. Es ist der Wunschtraum eines jeden Mannes, entweder dieses Mädchen zur Frau, Freundin, Tochter oder Enkelin zu haben.
Nach dem okayen "Count On Me" treten Victory wieder als Einheit auf. "Surrender My Heart" verzaubert mit wundervollem Refrain, der sich auf dem Fundament kraftvoll entfaltet. Gleiches gilt für "Moonlit Sky" und das nachdenkliche "Falling". "Money" schwoft lasziv mit Mötley Crüe-Hüftschwung, während "Reason To Love" anfangs zwar etwas zu stark Alice Cooper "Poison" kopiert, im Chorus aber ganz klar nach Victory klingt. Der Uptempo-Rocker "Virtual Sin" schließt das beste, reine Hardrock-Album 2024 aus Deutschland ab.
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