laut.de-Kritik
dEUS-Fans werden bei dieser Platte hellhörig.
Review von Daniel StraubEin echter Glücksgriff könnte das neue Vive La Fête-Album nicht nur für eingefleischte Fans des belgischen Duos sein. Auch altgediente dEUS-Anhänger werden bei "Jour De Chance" vielleicht hellhörig.
Nach Jahren vorwiegend elektronisch geprägter Releases legen der ehemalige dEus-Basser Danny Mommens und seine Frau Els Pynoo nun ein Album vor, das die Zusammenführung von Rock und Elektronik offensiv angeht. Das überrascht einigermaßen. Schließlich hatten sich Vive La Fête bislang nicht zuletzt dank ihrer wavigen Anleihen eine treue Fangemeinde aufgebaut.
Das Coverartwork von "Jour De Chance" legt in dieser Richtung nochmals nach. Els Pynoo ist in ihrem extrem taillierten schwarzen Kleid und dem puppenhaften Make-Up einmal mehr als sexy Fetisch-Model stilisiert. Danny Mommens gefällt sich derweil in der Rolle des modernen Dandys.
Musikalisch jedoch betreten Vive La Fête mit "Jour De Chance" Neuland. Der Opener "Adventures Fictives" rockt im Midtempo los. Von synthetischen Erbe der beiden Belgier ist hier erst mal nichts zu hören.
Wie ein neuer Layer spielen sich elektronische Sounds dann beim zweiten Song "Mais" stärker in den Vordergrund. Die wavige Tristesse früherer Tage ist jedoch nicht mehr wiederzufinden bei Vive La Fête. Die ersten Songs von "Jour De Chance" geben sich beinahe naiv optimistisch.
Nach dem energiegeladenen Auftakt folgt mit "La Route" schon die nächste Überraschung. Streicherarrangements schlagen die Brücke zur Tradition des französischen Chanson. Ein Einfluss, der im Laufe der Albums noch einige Male zu hören ist und von einer bislang nicht gekannten Reife der Band zeugt. Im nächsten Moment ist die zarte Melancholie wieder verflogen und "Betises" drückt in Peaches-Manier ordentlich nach vorne.
Am Ende von "Jour De Chance" bleibt man beinahe mit offenem Mund zurück. Da kommt eine Band, vermischt Rock, Wave, Elektro, Chanson und ein bisschen Punk - und am Ende steht mit "Jour De Chance" ein Album, das von Anfang bis Ende stimmig ist. So sieht ein Glücksgriff aus.
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