laut.de-Kritik

Wenn die Kehrwoche eine Musikrichtung wäre ...

Review von

Es gibt Musik, die ist schlecht, weil sie es nicht besser kann, und es gibt Musik, die schlecht ist, weil nicht genug daran gearbeitet wurde. Vona agiert hier sehr effizient: Er kann zwar im Grunde nichts Beeindruckendes, strengt sich dafür aber auch absolut nicht an.

Vona hat immerhin ein ganz ansehnliches Gesicht, trifft die Töne und bringt einen rührenden Background mit (er wollte Fußballprofi werden, verletzte sich aber). Das neueste Chimperator-Signing ist das äußerste Extrem eines schamlosen Cashgrabs und eine absolute Frechheit. Gelangweilte Produktion trifft auf einen der - in musikalischer Hinsicht - gesichtslosesten Performer, die die Deutschpop-Branche je gesehen hat.

Dabei muss Deutsch-Pop auch in diesen Sphären nichts schlechtes verheißen. Es bedient eine Sparte, in der durchaus eine Nachfrage besteht und in die entfernten wie nahen Vergangenheit zeigte manch findiger Act immer wieder, wie ansprechend man auch Liebeslieder mit Akustikgitarren auf Deutsch umsetzen kann. Leider ist Vona keiner dieser findigen Performer; "Alles Was Ich Hab" machte mich zuerst entsetzt, dann zynisch und am Ende aufrichtig wütend. Vona ist ein Typ, der sich nicht das Geringste um Musik zu scheren scheint, der über dreizehn Titel keine einzige Idee, kein einziges Wagnis, keinen einzigen Hinweis auf den geringsten künstlerischen Impuls aufblitzen lässt.

Neben ihm sähen sogar Revolverheld aus wie Motörhead. Das formelhafte Gedudel von akustischen Gitarren und Piano unterfüttert adäquat seelenlos eine Worst-of-Compilation an detailfreien Beziehungs-Lyrics, die Mark Forster und Tim Bendzko zu belanglos gewesen sein müssen. Tracks wie "Fliegen", "Schwerelos", "Glaub An Uns" und "Weil Du Mein Zuhause Bist" sülzen so formlos vor sich hin, wie ihre Titel es erwarten lassen.

Versetzt man sich kurz in die Perspektive der nie genauer beschriebenen Angebeten, die das Thema aller Tracks darstellt, schlägt die Übelkeit über den hemmungslosen Kitsch in fassungslose Betroffenheit um. Zum Glück fehlt es dem melodramatische Bla Bla sogar auf Songs mit vorgeschobenen Themen wie "Roboter" an jeder Form von Detail, das deutlicher illustrieren könnte, wie seicht und latent chauvinistisch das Weltild von Vona zu sein scheint.

Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob er diesen halbgaren Kitsch ernst meint oder ob es doch nur einen schamlosen Cash-In darstellen soll und kann mich auch nicht entscheiden, was von beidem schlimmer wäre. Vona singt sogar die scheinbaren Soul-Anleihen gegen Ende ("Meine Lieder"), die man ihm wohl für den Presstext aufdiktiert hat, mit einer emotionalen Tiefe einer Unterstufenklasseninterpretation von "Hava Nagila" im Musikunterricht. Für die Single ("Gib Mir Dein Lächeln") klopft der Produzent zwar ein paar griffige Melodieläufe aus dem Hut, das restliche Album hört sich dann aber an, als hätte man Piano-Fingerübungen aus Versehen mitrecordet: Balladen zwischen Fahrstuhlmusik und Freundebuchpoesie.

"Alles Was Ich Hab" ist eine ekelhafte Zelebration der anbiedernden Mittelmäßigkeit und Belanglosigkeit. Ein akustisches Cover von "Wonderwall" am Ende dieses Albums hätte mich nicht einmal überrascht, es hätte viel mehr einen passenden Rahmen geschlossen. Wenn H&M, wenn Jodel, wenn die Kehrwoche eine Musikrichtung wären, wären sie dieses Album.

Trackliste

  1. 1. Fliegen
  2. 2. Gib mir dein Lächeln
  3. 3. Alles was ich hab
  4. 4. Allein
  5. 5. Glaub an uns
  6. 6. Roboter
  7. 7. Schwerelos
  8. 8. Solange wir jung sind
  9. 9. Weil du mein Zuhause bist
  10. 10. Bissiges Gewissen
  11. 11. Lauda
  12. 12. Meine Lieder
  13. 13. Schlafsong

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