laut.de-Kritik
Düster, atmosphärisch, hart.
Review von Kai ButterweckWhile She Sleeps hauen nichts einfach mal so im Vorbeigehen raus. Wenn die Briten kreativ werden, dann präsentiert sich das Ergebnis zumeist bis ins letzte Detail ausgeklügelt. Genereübergreifend und facettenreich im Gesamtbild holt auch das sechste Studioalbum der Band all jene vor die Boxen, die sich und ihre Gedanken gerne immer dann sortieren, wenn ihnen brettharte Metal-Core-Mucke um die Ohren fliegt.
Ein atmosphärisches Intro ("Peace Of Mind") - dann fangen die Amps auch schon Feuer. Loz Taylor keift sich die Seele aus dem Leib, während sich die Drums im Background überschlagen: "Leave me the fuck alone", säuselt der Frontmann im zurückgezogenen Chorus ins Mikrofon. Kein Problem. Bei so viel Aggressivität hält man lieber etwas Abstand.
Die klassische Songstruktur der Branche, in der sich harte Strophen mit melodischen Refrains zu einem emotional überbordenden Ganzen vereinen, zieht auch auf "Self Hell" unaufhörliche Kreise. Wenn es knallt, dann klatschen auch Slipknot-Fans begeistert in die Hände. Ob beim Einspielen des Titeltracks wohl drei Schlagzeuger gleichzeitig zu Gange waren? Es klingt jedenfalls erstaunlich, was sich hier auf technischer Ebene abspielt.
Aber nicht nur oberflächlich betrachtet überzeugen die Engländer. Von Anfang bis Ende durchdachte Genreperlen wie das stimmungsschwankende "Dopesick", der mit der Unterstützung von Alex Taylor (Malevolence) eingeprügelte Bulldozer "Down" und das mit viel Dynamik und Tempo nach allen Seiten ausschlagende "To The Flowers" zeigen, dass die Band auch in punkto Nachhaltigkeit und Tiefgang immer wieder zulegen kann. Während sich die Band musikalisch unheimlich facettenreich und detailverliebt aufstellt, bleibt sie inhaltlich dort, wo sie sich am wohlsten fühlt: in einer schmerzverzerrten Welt, in der Verzweiflung, Wut und der ganz persönliche Umgang mit den Schattenseiten des Daseins den Ton angeben.
Die bedrückenden, sehr energiegeladen vorgetragenen Texte bilden zusammen mit der nicht minder intensiven und atmosphärischen Musik eine perfekte Einheit. Futuristische Effekte, eingestreute "Roots"-Percussions, das verbale Wechselspiel zwischen hart und zart, das phasenweise sogar alte Linkin Park-Erinnerungen weckt, und eine sich bisweilen episch ausbreitende Grundatmosphäre machen "Self Hell" zu einem ganz besonderen Album. Da kann man sich als Fan der Band schon jetzt auf die nächste Tour freuen – in der Hoffnung, dass es möglichst viele "Self Hell"-Tracks auf die Live-Setlist schaffen.
2 Kommentare
Größter Absturz seit Architects
Kann es weg, ist es Butterweck!
Bekommt der Praktikant jetzt endlich mal Schlager-Alben zur Rezension? Damit er mal üben kann ...