laut.de-Kritik
Alles, was der Whitesnake-Fan begehrt; bis auf gute Songs.
Review von Ulf KubankeMit Whitesnake ist es immer ein wenig wie mit einer Pralinenschachtel. Man ahnt schon im Vorfeld, dass dort neben den Favoriten auch Sachen zu finden sind, die man nicht unbedingt konsumieren möchte. Zu wechselhaft geriet David Coverdale der Kurs der weißen Schlange mitunter. Trotz der einhellig als triumphal wahrgenommenen Rückkehr mit dem 2008er Album Good To Be Bad, schleicht sich heuer wieder der alte Schlendrian ein, der kompositorisch fast nur überflüssigen Durchschnittshardrock abwirft.
Der britische Hardrocker ist seit Jahrzehnten immer nur dann richtig gut, wenn die zahllosen aber unerlässlichen Sidekicks des Meisters auch entsprechend aufgelegt sind. Doch die Zeiten in denen Giganten wie Cozy Powell, Steve Vai, Ian Paice oder Jon Lord ihr Stelldichein gaben, sind längst Geschichte, wenn auch eine gute. Doug Aldrich steuert dieses Mal leider nichts Gutes zum Songwriting bei. Er scheint vollkommen außer Form und viel zu selbstreferientiell. Und genau das führt leider zum Untergang des kompletten Longplayers.
Aldrich ist zwar ein versierter Axtmann mit einem soliden Händchen für klassischen 80er AOR/Hardrock. Dennoch zeichnet er sich eben nicht durch größere kompositorische Fähigkeiten aus. Er ist eben kein kongenialer John Sykes (u.a. Thin Lizzy), mit dem vor 25 Jahren das Verständnis schier blind funkioierte. Warum Coverdale ihn für sein Songwriting zu Rate zieht, bleibt dem Hörer ein unverständliches Geheimnis.
Die wenigen positiven Aspekte sind rar gesät. Stimmlich bewegt sich der Mann aus Yorkshire auch mit knapp 60 Jahren noch immer wie ein junger Löwe. Der endlich wieder etwas forcierte Blues-Touch ist wahres Balsam für die reißnagelnde Zeitlosigkeit seiner Stimme. Auch die bombastische Produktion vereint Druck und Pathos zu einer Art runderneuerten Whitesnake 1987-Version samt typischem Eighties-Soli-Wahnsinn. Schlussendlich hat man so gut wie jede schicke Zutat parat; bis auf tolle Tracks.
Bereits der Opener "Steal Your Heart Away" klingt in Aufbau und Lyrics zu sehr nach bemühter Selbstkopie, gehört dennoch zu den besseren Liedern. Ein großer Texter war Coverdale ohnehin nie. Doch solche Zeilen sind sogar für gestählte Whitesnake-Fans eine regelrechte Zumutung: "I want it all. I want it now. Im gonna steal your heart away." Copy and Paste als Allheilmittel funktioniert eben nur mit Killersongs.
Wer es nicht glaubt, mache ruhig die Probe aufs Exempel. Egal ob "Love Will Set You Free", "I need You", "Dogs In The Street", oder der furchtbar abgedroschen herunter gekloppte "Whipping Boy Blues", alles tönt wie eine Hairmetal-B-Seitensammlung. Negativer Höhepunkt: "My Evil Ways" erstarrt nicht nur zum peinlichen 08/15 Klischee sondern orientiert sich dabei auch noch unangenehm penetrant am Evergreen "Radar Love" der Kollegen Golden Earring.
Genauso wenig inspiriert und vorhersehbar zeigt sich der Engländer bedauerlicherweise auch in seiner ehemaligen Paradedisziplin, der Ballade. Man erwartet von ihm im Herbst der Karriere nun wirklich kein neues "Soldier Of Fortune". Lieder wie "Easier Said Than Done" oder das Tom Petty-Abziehbild "One Of These Days" sorgen jedoch auch bei geduldigen Supportern für hängende Schultern und zuckende Achseln. Wer ausgefuchste Rockheuler wie "Ain't No Love in the Heart Of The City", "Don't Break My Heart Again" oder "Crying In The Rain" vom guten David schätzt und liebt, wird hier zumindest irritiert sein, wenn nicht gar enttäuscht.
Nur einmal zieht er alle Register und fährt den Giftzahn aus. Das Titelstück wuchtet sich ähnlich komplex ins Ohr wie seinerzeit der Midtempo-Monolith "Judgement Day". Tolle Hook, elegante Backing Vocals und eine Melodieführung aus goldenen Zeiten. Das zumindest bewahrt Whitesnake vor dem kreativen Ruin. Dennoch: insgesamt die schlechteste Platte eines Rockgottes seit Ian Gillans Marokko-Missverständnis.
4 Kommentare
das laut.de keine Symphatisanten von Whitesnake sind, ließt man ja hier zur Genüge. Aber so schlecht ist die neue Scheibe nun wirklich nicht. Die Kritik ist mal wieder absolut einseitig, unsachlich und ziemlich lächerlich. Die Pralinenschachtel ist eigentlich eher "laut.de", man weiß nie welche Scheiße man hier zu lesen bekommt.
Lol
Lol
Lol