laut.de-Kritik

Gute Ansätze, wohin man schaut.

Review von

Ich mochte Will Smith ja. Damals, als die Gummistiefel noch aus Holz waren. Als Big Willie noch The Fresh Prince war, und als Jazzy Jeff noch an den Reglern schob. "Als man noch Zeit zum Feiern fand, und der DJ vor dem MC auf dem Flyer stand." Zugegeben: das ist schon einige Zeit her, Will Smith hat seitdem (bestärkt durch beachtliche Verkaufszahlen) mehrere Soloplatten veröffentlicht. Der große Wurf war nicht dabei.

"Lost And Found" ist ebenfalls weit davon entfernt, ein Meilenstein zu sein. Daran ändern auch die hochkarätigen Gäste nichts. Die ganze Platte tönt, und damit ist sie nicht die einzige in letzter Zeit, als wäre sie auch gerne von den Neptunes produziert worden. Was an sich kein Fehler ist; ohne Zweifel können die Neptunes auch Schweinerock durch die Mangel drehen, und es hört sich richtig an. Dumm nur, dass es eben keine Neptunes-Produktion IST, und noch dümmer, dass man das merkt.

Will Smith ist nachdenklicher geworden, was ihm stellenweise gut zu Gesicht steht. In "Tell Me Why" zum Beispiel philosophiert er, unterstützt von sehr schönen Gesangseinlagen von Mary J. Blige, über die Schwierigkeiten, die schlimmen Dinge, die alle Nase lang passieren, einem Kind zu erklären. So etwas hätte er zu "Summertime"-Zeiten noch nicht gebracht - mein persönlicher Favorit auf "Lost And Found". Auch in "Loretta" geht es eher ernst zu; leider kennt man die Story bereits besser verwurstet aus Eminems "Stan". Recht amüsant ist der Einfall, die Grausamkeit des Showgeschäfts in eine Gruselgeschichte zu verpacken: "Scary Story", das. Huh!

"Switch" und "Swagga" versuchen Ausflüge in die Dancehall; der richtige Kick ist allerdings nicht dahinter. Im Titeltrack "Lost And Found" erschlägt ein bombastisches Instrumental mit aufwendig arrangierten Streichern einen doch eher durchschnittlichen Rap.

Was soll man sagen? Jedes einzelne Stück auf "Lost And Found" lässt eine brauchbare Idee oder aber nette Details erkennen. Jazzy Jeff scratcht auf "If U Can't Dance" wie eh und je, dazu ein mächtiger Bass. OK. Snoop Dogg, der auf "Pump Ya Brakes" zu Gast ist, ist ohnehin einer der Größten. In "Wave Em Off" punktet ein grandioses gitarrenlastiges Instrumental ...

Wie gesagt: gute Ansätze, wohin man schaut. Nur beschleicht einen ständig das Gefühl: Irgendwie reicht es nicht. Was letztendlich noch trauriger ist, als wäre alles kompletter Dreck.

Will Smith ist ein passabler Schauspieler. Damit muss doch Geld genug zu machen sein. Ich bitte um weitere Kino-Highlights der Kampfklasse von "Ali". Nicht etwa um noch ein überflüssiges Soloalbum. Gang Starr hatten recht: "No More Mr. Nice Guy"!

Trackliste

  1. 1. Here He Comes
  2. 2. Party Starter
  3. 3. Switch
  4. 4. Mr. Niceguy
  5. 5. Ms. Holy Roller
  6. 6. Lost & Found
  7. 7. Tell Me Why
  8. 8. I Wish I Made That / Swagga
  9. 9. Pump Ya Brakes
  10. 10. If U Can't Dance (Slide)
  11. 11. Could U Love Me
  12. 12. Loretta
  13. 13. Wave Em Off
  14. 14. Scary Story
  15. 15. Switch (R'n'B Remix)
  16. 16. Coming To The Stage

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