laut.de-Kritik
Mittelalter-Epos, Gothic Metal und Hörbuch in einem.
Review von Michaela PutzDas nenne ich mal ein Konzeptalbum. Drei Jahre lang arbeiteten WinterDome mit viel Liebe zum Detail an "Weltendämmerung". Trotz mittlerweile zehnjährigen Bandbestehens ist es das erste komplette Album der Hannoveraner. Wobei es sich um kein reines Musikalbum handelt. Vielmehr erschaffen sie eine Einheit aus Hörbuch und Liedern und beschreiben damit den tragischen Epos um das Volk der Elasaj, das aufgrund seines Hochmutes bei den Göttern in Ungnade fällt.
Hauptfigur der Geschichte, die der Sprecher Dr. Bernd Seestaedt erzählt, ist der tapfere Held Ashaj, der mit den besten Kriegern auszieht, um die Götter zu besänftigen. WinterDome kreieren so einen eigenen Mythos um das Land der Elasaj. Es entsteht ein kleines, in sich geschlossenes, Universum, ähnlich Tolkiens Mittelerde. Das gesamte Album ist in deutscher Sprache gehalten, die Musik wechselt sich mit den Erzählpassagen ab. Diverse Hintergrundgeräusche wie aufeinander prallende Schwerter, plätscherndes Wasser, reitende Pferde oder zirpende Grillen sorgen für Authentizität und ein schnelles Eintauchen in diese Fantasiewelt.
WinterDome setzten die Handlung mit guten Melodien und einer Mischung aus Gothic Metal und Mittelalterrock um, inszeniert mit zwei Gitarren, einer Geige und der Rhythmusfraktion aus Drums und Bass. Dazu gesellen sich diverse Folkelemente und manchmal auch Keyboards. Hoch anrechnen muss man WinterDome, dass sie dabei nie in unnötigen Bombast abgleiten.
Henrik Warschaus Gesang passt sich ebenso wie die Musik dem Geschichtsverlauf an. Mal klingt er schwermütig, dann hoffnungsvoll. Im nächsten Moment grunzt er unheilvoll und bedrohlich. In einigen Liedern ertönt Lisa Hinnersmanns Sopranstimme. Die Stücke erscheinen melodisch dominant, wobei sich schnelle, treibende Passagen mit melancholischen und langsamen Parts abwechseln. Der Titelsong "Weltendämmerung" beginnt mit lieblichen Klängen, ehe die Stimmung ins Bedrohliche umschlägt. Düster-traurig erklingt "Das Land der Nacht", während "Das Volk Der Elasaj" zu den intensivsten Liedern des Albums zählt.
Nicht nur wegen seiner Länge nimmt der "Flammentanz" eine zentrale Stellung der Geschichte ein. Hier wird offenbar, womit die Elasaj ihre Götter erzürnt haben. Überhaupt vermögen es die Musikstücke, die Spannung und Tragik der Erzählung umzusetzen. Bald findet man sich im Land der Elasaj und erlebt den Epos mit. Abgerundet wird das Konzept mit einem schön gestalteten Booklet. Es beinhaltet alle Texte der Geschichten und den Liedern, verziert mit Zeichnungen und Ornamenten aus dem Land der Elasaj.
Liebhaber von My Dying Bride oder Haggard sollten ein Ohr riskieren. Sie dürften Gefallen daran finden. WinterDome schlagen mit diesem Werk Brücken sowohl zu Metallern und Gothics als auch Mittelalterfans und Fantasy-Rollenspielern. Wenn man den Ausgang der Geschichte kennt, ist sie natürlich nicht mehr so interessant. Deshalb erscheint "Weltendämmerung" als Doppelalbum, wobei die zweite Scheibe rein die Musik enthält. So lässt es sich noch öfter in den Mythos der Elasaj eintauchen.
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