laut.de-Kritik
Die Symphonic-Metaller schalten auf Autopilot.
Review von Toni HennigNach "The Unforgiving" (2011) wagten sich Within Temptation mehr und mehr aus ihrer Komfortzone heraus. Auf "Hydra" arbeitete die Band mit einer Menge Gästen, etwa Rapper Xzibit, zusammen, "Resist" wartete mit Pop-, Hip Hop- und R'n'B-Experimenten auf. Nun wenden sich Sharon den Adel und Co. wieder dem Gewohnten zu.
Aber leider klingt schon der Opener "We Go To War", der Doublebassklänge, harte Gitarren, epische Chöre, moderne Keyboards und emotionalen, immer noch recht beeindruckenden Gesang vereint, nach Within Temptation im Autopilot. Bei den trippigen Beats und den mystischen Vocals zu Beginn des Titelstücks schwingt zwar noch die leise Hoffnung mit, dass die Band wieder qualitativ an "The Silent Force"-Zeiten anknüpfen könnte, doch macht diesen Wunsch der allzu generische Refrain anschließend zunichte.
"Wireless" kommt mit seinen riffigen Nu Metal-Ausbrüchen pseudohart und aufgesetzt rüber. Das ist durchaus schade, machen die Niederländer doch auf "Bleed Out" vor gesellschaftskritischen Themen wie dem Krieg in der Ukraine oder der Unterdrückung von Frauen im Iran keinen Halt.
Zumindest besinnen sich Within Temptation im flotten "Worth Dying For" kurzzeitig auf ihre sinfonischen und dramatischen Qualitäten. Das schöne Gitarrensolo gegen Ende setzt dem gelungenen Track dabei die Krone auf. In "Ritual" gibt Sharon den Adel dann zu kernigen Riffs die Rockröhre, was gewaltig in die Hose geht. "Cyanide Love" macht mit seinen Stampfgrooves und den Kinderlied-mäßigen Strophen ebenfalls keine tolle Figur, der packende Refrain bewahrt den Song jedoch vor Schlimmeren.
"The Purge"funktioniert dann wieder, wenn knackige Grooves auf kraftvollen Gesang und markante 80er-Jahre-Keyboards treffen. Mit "Don't Pray For Me" folgt ein Stück, das von düsteren Riffs und Chören sowie männlichen und weiblichen Vocals lebt, das in ähnlicher Form aber auch von Lacuna Coil hätte stammen können.
Für "Shed My Skin" holen sich Within Temptation schließlich gesangliche Unterstützung von der Post-Hardcore-Band Annisokay. Leider wollen Within Temptation hier zu viel auf einmal: Mehr Härte, mehr Groove, mehr Bombast, mehr Drama. Die unnötigen Growls gegen Ende schießen so nur den Vogel ab. "Unbroken" hat man als durchschnittliche Alternative Metal-Nummer schnell wieder vergessen.
Zum Schluss kehren in "Entertain You" wieder die Hip Hop-Beats der Vorgängeralben zurück, wenn auch nur kurz: "Oh-oh-oh"-Chöre und klischeehafte Zeilen wie "My soul on fire / burning desire" fahren den vielversprechend beginnenden Song nämlich an die Wand. Letzten Endes konzentrieren sich Within Temptation zu sehr darauf, Fanservice bieten zu wollen, verlieren dabei aber ihre eigentlichen Qualitäten als Songwriter aus den Augen.
1 Kommentar
Finde nices Album, viele Experimente, meisten für mich geglückt. Cyanide Love find ich am besten. Rezension find ich unpassend aber Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich.