laut.de-Kritik
Nur eine Instanz steht über Präsident Wyclef.
Review von Robin SchmidtWyclef Jean und das Amt des Präsidenten - eine Neverending-Story.
Gilt er noch bis heute als Präsident der Fugees, engagierte er sich in den vergangenen Jahren vor allem politisch, u.a. als Präsidentschaftskandidat in seinem Heimatland Haiti. Acht Jahre nach dem letzten Soloalbum "From The Hut, To The Projects, To The Mansion" gibt er nun mit dem dritten Teil der Carnival-Reihe den Karnevalspräsidenten.
Eines vorneweg und um im Bild zu bleiben: Er gibt dabei keinesfalls den Alterspräsidenten, der sich nur auf das Verwalten seiner ehemaligen Erfolge beschränkt. Vielmehr steht Wyclef weiterhin für musikalische Diversität und sprühende Energie.
"Life is like a carnival – everyday." Schon im Opener "Slums" macht er deutlich, dass die nächsten Minuten eher dazu dienen den Hintern zu bewegen, statt Trübsal zu blasen. Rhythmische Salsa-Klänge, Trompeten, Saxophon: All das steht wohl für den Karneval am Zuckerhut. Dieses Lebensgefühl beschert uns Wyclef Jean stellvertretend auf "Fela Kuti" oder "Trapicabana".
Die nächste Gute-Laune-Nummer heißt "What Happened To Love". Eine eingängige Mitsing-Hook - und fertig ist die Radiosingle. Der Mann weiß halt nicht erst seit gestern wies funktioniert. Gleiches gilt für das entspannte "Turn Me Good". Darin fordert Wyclef uns zu mehr Sex auf: "Make love all night" lautet die Devise.
Für eine gute Kanervals-Party ist, neben originalgetreuen Klängen, natürlich eines unabdingbar: eine amtliche Karnevals-Truppe.
Für "Carnival III" holte sich Wyclef Jean aber erstaunlich viele Neuentdeckungen ins Boot. Unter anderem begeistert Izolan mit einem französischen Rap-Part auf "Concrete Rose". Der bekannteste Gast dürfte noch Emeli Sandé sein. Dank ihrer ausdrucksstarken Stimme liefert die Schottin auf "Carry On" ein stimmgewaltiges Duett mit Wyclef ab, das an jenes mit Mary J. Blige ("911") erinnert.
Die Platte ist aber nicht nur tanzbar, sondern zeichnet sich auch durch reduzierte und klug arrangierte Kompositionen aus, etwa das ruhige "Borrowed Time" oder "Warrior". Der Herr der Instrumente wechselt dabei auch innerhalb der Songs öfter mal die Grundstimmung, mal piano, mal geräuschvoll.
Die Mischung aus Rap, R'n'B, Pop, Reggae oder Soul macht das Album zu einem äußerst launigen Comeback. Schlussendlich weiß der musikalische Tausendsassa dann auch noch, bei wem er sich für diese Gabe zu bedanken hat: "Thank God For The Culture“. Eine Instanz steht am Ende also doch noch über dem Präsidenten Wyclef Jean.
2 Kommentare mit einer Antwort
Legende! Nach wie vor einer meiner absouten Lieblingskünstler! Hat auf keinem Album enttäuscht!
Gutes Ding. Wyclef ist eh einer der wenigen Vollblutmusiker im Biz, sehr abwechslungsreicher Mix -> der amerikanische Cro
Hab erst befürchtet, dass er durch das Abhängen mit Thugger auf nem fragwürdigen musikalischen Trip ist und nur noch Glucks/Wieher-Trap macht, aber zum Glück weit gefehlt. Gibt zwar ein paar trappige Tracks, die aber absolut in Ordnung gehen (Trapicabana ist nice!).
Und endlich mal wieder gutes, weil dosiert und clever eingesetztes Autotune! (z.B. in nem Reggae-Song)
Clef ist Chef!
"der amerikanische Cro "
Ahmad Patron Miri ist informiert und wird den Miami Jasmin Move mit dir machen!