laut.de-Kritik
Vielfältig schillerndes Werk mit vielen berühmten Features.
Review von Julia MaucherMit seinem dritten Soloalbum muss sich der Ausnahme-Künstler Wyclef Jean keineswegs verstecken. Aber so ist der Titel des neuen Albums wohl auch nicht zu verstehen. Vielmehr bietet "Masquerade" eine bunte Vielfalt an Songs in typischer Wyclef Manier: Inspiriert von unterschiedlichen Musikstilen wie R'n'B, Reggae und Rock, aber auch Country und orientalischen Klängen, verleiht er "Masquerade" einen ganz besonderen Charakter, indem er die verschiedenen Samples zu feinstem Hip Hop verschmelzen lässt.
Dass der Ex-Fugee etwas von seinem Geschäft versteht, zeigt auch die Auswahl der Lieder. Neben eher kommerziellen Songs mit Kassenknüller-Garantie finden sich auch eigenwillige Kompositionen, in denen Clef sein kreatives Potential unter Beweis stellt. Bei den Coverversionen von Bob Dylans "Knockin' On Heaven's Door" und "Oh What A Night" von den Four Seasons nützt dagegen alle Maskerade nichts - man erkennt sie und summt automatisch mit. Neue und fast meditativ-anmutende Töne im "crouching tiger style", wie Wyclef es selbst nennt, stimmt er in "Peace God" an. Hier erinnern fernöstliche Klänge an die Atmosphäre des Kinoerfolgs "Crouching Tiger, Hidden Dragon". Ein ähnlich ungewöhnliches Hörerlebnis bietet "Party Like I Party", in dem ein sublimer Beat zum relaxten Hüftkreisen einlädt.
Etwas härter geht es hingegen im Titeltrack zu. Kein Wunder, denn Wyclef holte sich für "Masquerade" Verstärkung durch M.O.P., die ihre unverkennbar-rauhe Note hinterlassen - ein richtig gutes Stück. Ganz und gar unmaskiert zeigt sich Wyclef im Song "Daddy", den er in Gedenken an seinen kürzlich verstorbenen Vater geschrieben hat. Ohnehin scheint "Instant Request" den nachdenklichen Teil des Albums einzuleiten - in "War No More" skizziert der auf Haiti Geborene Alltagsszenen aus seinem Leben nach dem
11. September und plädiert für den Frieden - ganz im Bob-Marley-Reggae-Style - "peace, we don't want no war no more".
Neben den zahlreichen Stilen, die das Multitalent in seine Klangwelten einfließen lässt, ist die Zusammenarbeit mit anderen bekannten Musikern ein erfrischendes Erlebnis, das die Vielseitigkeit eines Wyclef-Jean-Albums ausmacht. Für dieses dritte Solowerk konnte er unter anderem Tom Jones (unsterbliche, inzwischen nicht mehr ganz knackige Sex-Bombe aus Wales) für eine Coverversion des einst durch Jones bekannt gewordenen Songs "Pussycat" gewinnen. In "You Say Keep It Gangster" featured er Butch Cassidy und Sharissa. Mein absoluter Favorit auf diesem schillernden Album ist das Duet "Two Wrongs (Don't Make It Right)", in dem Mr. Wyclef Jean von der begnadeten Stimme der R'n'B-Lady Claudette Ortiz, Sängerin des Trios City High, unterstützt wird. Auch wenn sich dieses Lied in eher konventionellem R'n'B-Gewand zeigt, kann ich nur sagen: "Das muss man einfach gehört haben!"
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