laut.de-Kritik
Deutsche Synthpop-Party zwischen Kraftwerk und B-52s.
Review von Eberhard DoblerDie Band um Blumentopf Flo Schuster und die deutsch-amerikanische Sängerin und Musikfilmemacherin Janna Werner ist noch jung. Dem Debüt "Immer & Überall" hört man aber an, dass da keine Frischlinge hinlangen: YA-HA! servieren durchweg abtanzbare Refrains, die vor allem dank des harmonischen Zusammenspiels von Vocals, Keys und Gitarren zünden.
Angesichts von Nummern wie "Überdosis Du" könnte man sie glatt zu den legitimen Nachfolgern der Mediengruppe Telekommander ausrufen. Gleichwohl bleiben YA-HA! inhaltlich anders aufgestellt - selbst wenn "Made In China" die gängige Geiz-ist-geil-Haltung thematisiert. Assoziative Schlagworte wie "Boom-Tschak" oder "Idealzustand" geben die Richtung vor.
Synthiepop heißt ein Referenzpunkt: "Robotermädchen" ist von Kraftwerks "Model" inspiriert, "Elektrisch Ist Die Nacht" huldigt der NDW - beides Plattenhighlights. Der andere Eckpfeiler ist Elektrorock: In der rotzigen Variante als formidabler Riff-Smasher ("F.C.C."), mit 80er-Gitarrensound ("Totales Chaos"), ziemlich dunkel pumpend ("Magie") oder in seinen Licks gar an die B-52's erinnernd ("Überdosis Du").
'Intelligente Party' könnte man angesichts der Doppelvocals ebenfalls als Überschrift wählen. Die lakonisch vorgetragenen Texte von Hauptsängerin Janna und Flo, der als Sprechgesangs-Gegenpart eingreift, tönen recht fresh und unverkopft.
Nicht ganz ins Gesamtbild passen vielleicht die beiden Balladen. "Herz Bleibt Stehen", das auch Nena singen könnte, bekommt dank der sehnsüchtig offenen Refrainchords noch die Kurve. Der Rausschmeißer "Alles & Eins" fällt mit Akustikgitarre und Violine etwas aus dem Rahmen. Aber geschenkt, die beiden Songs sorgen für Abwechslung.
YA-HA!s großes Pfund bleibt einerseits, dass quasi jeder der zehn deutschsprachigen Songs mindestens eine starke Hook oder lockere Parole aufweist. Zuweilen münden diese gar in potentielle Undergroundhits wie "Elektrisch Ist Die Nacht", "Robotermädchen" und "F.C.C.".
Auf der anderen Seite machen Dirk Dirksens Gitarren den Unterschied: Seine mal mehr, mal weniger offensichtlich arrangierten Parts setzen die Akzente über den programmierten Drumbeats und dem blitzsauberen Synthie-/Bassgerüst. Seine Licks führen den Hörer durch die Platte.
Zudem legen Janna, Flo, Dirk und Basser Flo Labers eine transparent, ausgewogene und nicht zu minimale Produktion vor. Wenn man überhaupt etwas beanstanden will, dann höchstens, dass dem ein oder anderen Song additional Livedrums noch besser gestanden hätten. Ein starkes Debüt bleibt "Immer & Überall" trotzdem.
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