Porträt

laut.de-Biographie

Yasmin Levy

Groß war das Verdienst Yitzhak Levys (1919-1977) um die sephardische Musik, die überlieferten Lieder der Jüdinnen und Juden, die im Jahre 1492 aus Spanien vertrieben wurden und sich v. a. in Südosteuropa und dem Nahen Osten niederließen. Er sammelte Lieder in ihrer Sprache Ladino und begründete im israelischen Radio eine entsprechende Sendereihe. Gleichzeitig soll er menschlich nicht einfach gewesen sein. Die 1946 geborene Kohava stellte er vor die Wahl, Sängerin oder seine Frau zu sein. Sie entschied sich für letzteres.

Von den vier gemeinsamen Kindern ist es das jüngste, das das Erbe der Eltern lebendig hält: Yasmin Levy, geboren am 23. Dezember 1975 in Jerusalem. Sie heiratete ihrerseits den Produzenten Ishay Amir, der ihr Talent jedoch nicht beschnitt, sondern förderte und zum Erblühen brachte. Alle ihre Alben sind bei seinem Label Adama Music erschienen.

2005 wurde die erste Scheibe "Romance & Yasmin" veröffentlicht, die ausschließlich traditionelle sephardische Lieder aus der Sammlung von Yitzhak Levy enthält. Noch im gleichen Jahr folgte der nächste Streich "La Juderia", der das Rezept auch für die beiden Nachfolger festlegte: sephardische Musik, von Yasmin Levy selbst geschriebene Lieder und Coverversionen von Songs aus fremder Feder.

Nach eigener Aussage wird die Sängerin nur durch traurige Gefühle zu eigenen Liedern inspiriert, sie sprechen häufig von Abschied und Tod. Ihr Umgang mit der sephardischen Tradition ist gar nicht im Sinne von Puristen wie ihrem eigenen Vater: Die jahrhundertelang a cappella oder mit sehr spärlicher instrumentaler Begleitung vorgetragenen Weisen versieht sie mit einer reicheren Instrumentierung und vermischt sie mit einer anderen musikalischen Tradition, dem andalusischen Flamenco. Ihr Lehrer, der sie stark prägte, war der Flamenco-Sänger Paco Taranto. Im Flamenco fand Yasmin Levy die Leidenschaft und das Feuer, die ihr in der Musik ihrer Vorfahren fehlten. Die sephardische Musik zu modernisieren und für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen, vor allem für jüngere Leute, so beschreibt sie ihr Ziel.

2007 erschien ihr wohl am besten gelungenes Album "Mano Suave". Zwei Jahre später folgte "Sentir", auf dem sie sich an ein Duett mit ihrem nie gekannten Vater wagte, der ihr Leben doch so stark beeinflusste. In "Una Pastora" steigt sie - moderne Technik macht's möglich - in eine seiner alten Aufnahmen ein und übernimmt jede zweite Strophe. Den letzten Vers singen beide zusammen.

Das fünfte, 2012 veröffentlichte Album trägt den Titel "Libertad", Freiheit. Yasmin Levy erklärte dazu: "Ich sehe mich selbst als Interpretin von Weltmusik. [...] Freiheit bedeutet für mich, Ladino-Songs zu singen, weil ich sie liebe, und nicht, weil man es von mir erwartet." So vereint die Sammlung ganz unterschiedliche Stücke, darunter spanischsprachige Versionen des türkischen Liedes "Firuze" und des persischen Klassikers "Soghati". Gäste hatte die Sängerin auch schon auf vorige Alben eingeladen - für den fünften Streich holte sie eine äußerst prominente Stimme mit ins Boot, nämlich die Flamenco-Sängerin Concha Buika, mit der sie den Titel "Olvidate de Mi" interpretierte.

Im Jahr 2014 wagte Yasmin Levy musikalisch den Sprung auf einen anderen Kontinent, nämlich nach Lateinamerika. Der Titel "Tango" ist selbsterklärend. Drei Jahre später wandte sich die Sängerin mit "Rak Od Layla Echad" der hebräischen Popmusik zu, wobei es sich beim Titelsong des Albums um eine hebräische Version des auf "Mano Suave" enthaltenen Liedes "Una Noche Mas" handelt. Auch ein Eigencover von "Me Voy" (auf Spanisch veröffentlicht auf "La Juderia") hat sich eingeschlichen.

"Una Noche Mas" erklingt denn - wieder auf Spanisch - auch auf "Piano & Voice", erschienen im März 2021. Das Album entstand in Zusammenarbeit mit dem israelischen Komponisten, Dirigenten und Pianisten Gil Shohat. Auf der Trackliste findet sich Sephardisches, Lateinamerikanisches und Flamenco, also das bewährte Repertoire, doch die Begleitung der Stimme durch nur ein Instrument stellt einen Bruch mit den bisherigen Gewohnheiten dar.

Insgesamt scheint der Zenit überschritten. Einst tourte Yasmin Levy durch die Welt, trat u. a. in der Carnegie Hall in New York und in der Oper von Sydney auf, mittlerweile hat sich der Radius verkleinert. Aktuelle News gibt es ausschließlich auf ihrer Facebook-Seite und auch da teilweise nur auf Hebräisch.

Alben

Surftipps

  • Yasmin Levy

    Offizielle Homepage

    https://yasminlevy.net/

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