laut.de-Kritik
Schmeckt so köstlich wie ein Cocktail aus der Kokosnuss.
Review von Tina Kindler"Summer Sun" ist bereits das elfte Album von Yo La Tengo seit 1986. In dieser Zeit haben sich Gitarrist Ira Kaplan, seine Ehefrau und Drummerin Georgia Hubley und James McNew schrittweise weiter entwickelt. Von der rockigen Vergangenheit des Trios aus Hoboken/New Jersey, die auf dem sehr rau daher kommenden Debüt "Ride The Tiger" noch allgegenwärtig war, merkt man auf der neuen Platte nichts mehr.
Vielmehr darf man den Titel durchaus wörtlich nehmen. Das Album wärmt mit seiner Leichtigkeit auch mitten in einem kalten, grauen Winter. Zu den hawaiianischen Klängen von "Today Is The Day" braucht man nur die Augen zu schließen, um sich zu fühlen, als läge man in einer Hängematte auf einer Insel und schlürfe einen Cocktail aus der Kokosnuss.
Die etwas schnelleren Stücke wie "Don't Be So Sad" oder "Winter A-Go-Go" sind rhythmisch, ohne aufdringlich zu werden. Doch trotz unterschiedlicher Tempi wirkt die Scheibe wie ein Gesamtkunstwerk, denn die Stücke, die meist mit sehr einfachen Melodien auskommen, gehen perfekt ineinander über.
Bongos, die leise im Hintergrund vor sich hintrommeln, und hypnotische Synthesizer-Klänge erzeugen eine entspannte melancholische Atmosphäre, die Georgias warme Stimme noch intensiviert. Auch Iras Gesang passt perfekt in die Stimmung des gesamten Albums. Produziert hat wieder der langjährige Yo La Tengo-Begleiter Roger Moutenot in den Studios von Nashville.
Yo La Tengo zeigen, dass Bands, die sich die Zeit nehmen, ohne Erfolgsdruck zu arbeiten, zu Großem fähig sind. Wie schon die beiden Vorgänger-Alben ist auch die aktuelle Scheibe der New Yorker das genaue Gegenteil zur schnellen und stressigen Musik unserer Tage. "Summer Sun" nimmt die warme Jahreszeit vorweg und ist ein DER Tipp für Leute, die mal wieder richtig entspannen wollen.
Noch keine Kommentare