laut.de-Kritik
Dance-Punk in neuen, alten Kleidern.
Review von Christoph DornerAuf ihren ersten beiden Alben hatten sich Yucca einzig und allein über den Energielevel ihrer Songs und den Schweißausstoß auf ihren Konzerten definiert. Zappelig-elektrifizierten Zeigeist-Rock mit Post-Punk-Einschlag spielte die Band aus dem fränkischen Hersbruck - leidenschaftlich genug, um überregional aufzufallen, gleichwohl etwas zu eklektisch, um Jahre nach "Take Me Out" oder "House Of Jealous Lovers" noch mal so richtig die Tanzsau durchs Dorf treiben zu können.
Schon in Nürnbergs überschaubarer Musikszene sagt hinter vorgehaltener Hand jeder, dass Yucca den notorisch als Referenz herangezogenen Lokalhelden von The Robocop Kraus nicht ansatzweise das Wasser reichen können. Vielleicht versucht das Quintett mit "Make Up" auch deshalb eine sanfte Kurskorrektur. Weniger Zickzack und Erregung, stattdessen mehr Geradlinigkeit und Pop sollen nun für den Durchbruch sorgen.
Schon beim Opener "Victoria" fällt auf, dass sich die einstigen beiden Co-Shouter Christian Mertel und Matthias Scharrer auffallend zurücknehmen und wavige Elektronik einen breiteren Platz einnimmt. Auch mit dem breakigen Post-Emocore von "Young Birds" betreten Yucca Neuland, ehe das doch sehr ordentliche "Make Up" wie ein treibender Polarkreis 18-Song mit punkigem Mitgröl-Refrain daherkommt.
"Clarity" und "Ray Of Color" fahren mit Hilfe von Notwist-Produzent Oliver Zülich überraschend großformatige Elektro-Arrangements auf, die in ihrer losen Anlehnung an glitzernde Daft Punk-Collagen zwar nicht übermäßig originell sind, dem Willen zu einer Sound-Veränderung aber durchaus Nachdruck verleihen. Schade, dass bereits "Ray Of Color" nach der mutigen Hymne "Clarity" als Dance-Punk in neuen, alten Kleidern endet.
Etwas wackelig wie einige der Songs wirkt auch der Vergleich der Promoagentur, die aus dem doch recht mediokren "Gloomy Alley Way" sinnlichen The XX-Minimalismus heraushören will. Nein, Yucca fahren mit "Make Up" doch recht unentschlossen auf der Mittelspur, für den großen Pop-Gestus fehlt es gerade dem Gespann Mertel und Scharrer fundamental an stimmlicher Flexibilität.
So markiert Yuccas drittes Album zwar den ehrenwerten Versuch einer ambitionierten Neuausrichtung, auf die auch das groovende "Happy New Year" zum Schluss noch einmal hinweist. Yucca zeigen sich dabei aber selbst am deutlichsten ihre Grenzen auf. Daran ändert auch das schöne neue Make-up nichts.
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