laut.de-Kritik

Dark Ambient und Horrorfilm statt Black-Metal-Blasts.

Review von

Na super, erst mal 'ne Kreischorgie als Intro, sowas macht immer Freunde. Soll wohl sowas wie die akustische Einleitung in den Höllenschlund sein. Naja gut, dann warten wir mal ab, bis die Norweger ihre Gitarren auspacken und uns in Lichtgeschwindigkeit die Haut vom Fleisch säbeln ... Aber schon wenig später frag ich mich, ob ich die richtige CD drin hab. Weil: Mit Lichtgeschwindigkeit und viehischen Blastbeats von Drummer Frost hat die Band 2009 erst mal nichts mehr zu tun.

Stattdessen kriechen sowohl der Opener "Invocation" (so denn er endlich mal angefangen hat), als auch "Serpentine Sibilance" eher im Doom-Tempo aus den Boxen und legen deutlich mehr Wert auf atmosphärische Stimulans denn auf rohe Gewalt.

Macht man das als 1349-Fan mit? Sind die Black Metaller auf einmal alle Schöngeister, die sich lieber mit Soundtracks im Kämmerchen gruseln als gepflegt durch den Wald zu axten? Ich glaube nicht. So wird "Revelations Of The Black Flame" für sehr gespaltene Reaktionen sorgen, denn Tempo darf Drummer Frost (Satyricon) gerade mal im absolut stumpfen "Maggot Fetus ... Teeth Like Horns" und im hinteren Teil von "Uncreation" machen.

Okay, man muss durchaus sagen, dass der ambientartige Opener "Invocation" und auch das schleppende "Uncreation" durchaus ihren Charme haben und mit zahlreichen Hintergundgeräuschen eine düstere, beklemmende Atmosphäre erschaffen. Aber reicht das aus? Wohl eher nicht, wenn auch das abschließende "At The Gate ..." mit Knödelgesang nur bedingt Stimmung aufkommen lässt.

Zumindest muss man den Skandinaviern zugutehalten, dass sie mit den akustischen Intermezzi "Horns", "Misanthropy" und "Soliutde" eine gewisse Horrorfilm-Stimmung aufbauen. Gerade "Misanthropy" mit dem an einem Filmprojektor erinnernden Rauschen im Hintergrund und dem auf alt getrimmten Klavier entwickelt eine sehr bedrückende, verlorene Atmosphäre. Aber nochmal und im Ernst: Will man das von einer Band wie 1349 hören?

Auch "Set The Controls For The Heart Of The Sun" lässt mir spontan ein, zwei Eier aus dem Sack fallen. Immerhin ist eine Pink Floyd-Coverversion so ziemlich das Letzte, was man erwartet. An den Originalsong erinnert dabei jedoch kaum mehr etwas. Vielmehr wird die Nummer der klaustrophobischen Atmosphäre des Albums angepasst.

Keine Ahnung, was sich die Norweger gedacht haben oder wie groß der Einfluss von Produzent Tom G. Fischer (Celtic Frost) war, aber die alten Fans dürften 1349 mit der Scheibe definitiv los sein. Ob viele Neue folgen, muss sich zeigen. Immerhin ist "Revelations Of The Black Flame" kein schlechtes Album - nur eben ganz anders.

Trackliste

  1. 1. Invocation
  2. 2. Serpentine Sibilance
  3. 3. Horns
  4. 4. Maggot Fetus Teeth Like Thorns
  5. 5. Misanthropy
  6. 6. Uncreation
  7. 7. Set The Controls For The Heart Of
  8. 8. Solitude
  9. 9. At The Gate

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12 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Was für eine Überraschung. 1349 verlassen ihre bekannten Pfade und trauen sich einen neuen, schleppenden, aber nicht minder düsteren Sound zu.
    Ich bin selbst großer Fan der letzten beiden Alben, wobei sich sowohl "Hellfire", als auch auf "Beyond the Apocalypse" zwar nicht großartig von ähnlichen Kombos aus Norwegen unterschieden haben, doch aber mit einem gewissen schwer zu beschreibenden Charme aufwarten konnten.

    "Revelations of the Black Flame" jetzt hingegen klingt besonders im direkten Vergleich, wie von einer völlig anderen Band. Und ich muss sagen es gefällt mir recht gut.

    Zu den Highlights zähle ich besonders "Maggot Fetus..." , dass mich (wie auch "Uncreation") an die letzten Satyricon outputs erinnert (ob das der Einfluss des guten Frosts war?) und das geniale Pink-Floyd Cover.
    Die atmosphärischen Klangcollagen in den ambient Interludien oder Stücken wie "At the Gate..." erinnern mich an amerikanische Bands wie SunnO))), Leviathan oder Doombands wie Ahab. Da stellt sich nun nur noch die Frage nach der Eigenständigkeit des Sounds... und in wie fern dieser wohl beibehalten werden wird.

    "Revelations of the Black Flame" ist sicherlich nicht das beste Album 2009 und eine solide 3/5 Wertung halte ich für durchaus angebracht. Eine der größten Überraschungen des Jahres ist es aber garantiert...

    Dass die Szene mit einem gewaltigen Aufschrei antwortet, ist bereits jetzt abzusehen... wütende, vor Dummheit überschäumende Youtube Kommentare und niederschmetternde Reviews in zahlreichen Online-Mags...
    Und dabei ist völlig klar, das 1349 gewusst haben, was für eine Reaktion sie in diesen so verbissenen, eingeschränkten und oft grausam verbohrten Kreisen provozieren werden. Genau darum ist das neue Album ein durchaus mutiges Projekt... und ihre alten Fans werden sie auch nur dann verlieren, wenn sie diesen Sound beibehalten...

  • Vor 14 Jahren

    klingt sehr interessant.

    was issn das fü ne bm sorte?

    eher klassisch oder smyphonisch or what?

  • Vor 14 Jahren

    @Rock Hard CD-Kritik (« ...Wer in der Hauptschule was von Quantenphysik erzählt, riskiert Getuschel ab Bankreihe fünf... »):

    Schön gesagt :D. Nur etwas schade, dass sich der Kritiker dann ebenfalls als verborter trve Black Metal-Anhänger outet - und nur 3/10 Punkte vergibt.

  • Vor 14 Jahren

    Was soll der Müll? Wenn ich 1349 hören will, dann will ich schnellen und brutalen Black Metal. Wenn ich Doom hören will hör ich doch lieber Candlemass.

  • Vor 14 Jahren

    Ich finde den Wechsel mutig und vor allen Dingen äußerst sympathisch. Denn darauf zu scheißen was von einem erwartet wird ist wohl mehr "Black Metal" als genau das Gegenteil zu tun.
    Das Album an sich gestaltet sich wunderschön abwechslungsreich beim Durchhören und die Vermischung von Ambient und Black Metal sagt mir persönlich sowieso sehr zu.
    Daher -> TOP!