laut.de-Kritik
Nach vorne gehender Indierock mit starkem Finish.
Review von Mathias MöllerDas kleine, aber sehr feine Indielabel 54°40' Or Fight! hat ein neues Pferd im Stall, das es zu beachten gilt. Es hört auf den Namen 31 Knots und präsentiert nach vorne gehenden Indierock mit starkem Finish.
31 Knots, das ist ein junger Dreier aus Portland, der laut Label den Anspruch hat, gutes Songwriting über das Konzept eines vermarktbaren Albums zu setzen. Das 31 Knots mit "It Was High Time To Escape" kein unbedingt charttaugliches Material vorlegen, merkt man schon dem schrägen "A Halflife in Two Movements" an, das als ungesungenes Stück die Intro-Funktion übernimmt. Es wandelt sich vom Gitarrengegniedel à la Jethro Tull zum treibenden Wind, der den Hörer in die Arme des verstörend wirkenden "Darling, I" weht.
Hier wird klar: Gitarrenspiel ist ganz wichtig bei 31 Knots. Allerdings verstehen sie es, die sechs Saiten mit Bedacht einzusetzen. Mal seicht untermalend wie in "Without Wine", mal ins Unbekannte davon strebend wie bei "We Still Have Legs" oder "Played Out For The Punchlines". Letzteres bezieht seine Größe aus gebrochenen Rhythmen und einem fantastischen Drumming, das zwischen Rocksteady der Marke The Police und freejazz-mäßigem Völlig-außer-Kontrolle-Geraten wechselt.
Es scheint sich zu bewahrheiten, dass die kreative Musik derzeit abseits der musikalischen Zentren wie New York oder Los Angeles entsteht. So bekommt man manchmal den Eindruck, 31 Knots würden auch ganz gut nach Omaha zu Saddle Creek passen. In der Tat klingt das aufbrausende "The Gospel According To Efficiency" ein bisschen nach Cursive. "No Sound" dagegen mutet in seiner unterschwellig hektischen Art ein wenig wie ein Ausflug in den Screamo-Rock an. Relativ untypisch für das Genre bringen 31 Knots in ihren Melodien auch Streicher ("No Sound") und das Klavier ("Without Wine") zum Einsatz.
Die Fans von emotionaler Gitarrenmusik und experimentierfreudige Hörer können sich bei 31 Knots gut aufgehoben fühlen. "It Was High Time To Escape" zählt 2003 auf jeden Fall zu den innovativeren Veröffentlichungen.
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