laut.de-Kritik

Der Trap Lord ist tot. Lang lebe der Dope Lord!

Review von

Spätestens seit Fergs Debüt-Album von 2013 ist A$AP Rocky nicht mehr die unangefochtene Nummer eins im Mob. Während sich "pretty Flacko" musikalisch deutlich zurücklehnte und seine Zeit lieber auf den Fashion Weeks dieser Welt verbrachte, nutzte der Trap Lord die Zeit, um sich selbst auf ein neues künstlerisches Level zu pushen. Bester Beweis hierfür: der Gratis-Banger "Ferg Forever".

Das bereits vor einigen Monaten angekündigte, von DJ Drama gehostete Mixtape zeigt den Ferginator in altbekannter Kreativität, aber eben auch mit neuen Facetten: "Fuck the Trap Lord, I'm The Dope Lord!"

Der Trap Lord ist also tot? Lang lebe der Dope Lord! Zumindest für "Dope Walk" legt Fergie den alten Titel ab und feiert vier Minuten lang den Trademark-Gangsta-Laufstil: "Meaner than Cara Delevigne's."

Nach den Klamauk-Beats in "Doe-Active" und "Dope Walk" oder dem ebenfalls herrlich bescheuerten "Fergsomnia" sorgt plötzlich der brutale Hardcore-Flavor von "NV" für eine gewaltige Erschütterung. Auf dem besten Track des Tapes liefern sich Ferg und Mob-Kollege Nast ein brachiales Wortgefecht, in dem sich auch Letzterer in den Vordergrund spielen kann: "I'ma kill all you A$APs in due time / So you can rot in hell with your mildew rhymes, motherfucker!"

Dass sich die paar Klicks, um gratis an "Ferg Forever" zu kommen, absolut lohnen, beweist fast jeder einzelne der insgesamt 19 Tracks. "This Side" beispielsweise bietet genau das, was eine Kollabo von A$AP Ferg und Comptons neuem Star YG erhoffen lässt, während M.I.A. dem "Trap Lord"-Track "Let It Go" in "Reloaded Let It Go" mal eben eine ganz neue Note verpasst.

Das Format Mixtape nutzt Fergie übrigens hervorragend aus. Zahlreiche verschiedene Produzenten bringen ebenso viele Beats mit und sorgen für fast unendliche Abwechslung. Ob "Real Thing" im "Juicy"-Style oder "Ja Rule", für das Stelios Phili einfach die Single "Work" neu aufsetzt - der Spielraum zwischen NYC und Dirty South ist groß.

Am beeindruckendsten kommen aber die minimalistisch düsteren Vorlagen von Clams Casino daher. Die nutzt Fergie nämlich für erstaunlich deepen Realtalk, der sich von den mal aggressiven, mal spaßigen Inhalten der anderen Tracks deutlich abhebt:

"I was only 8 I still loved you cause ignorance is bliss / You's a bitch probably in the bathroom rubbing on your clit / Claim you committing suicide, motherfucker then slit your wrist / I'm different from you, because you live to die and I die to live."

So gerät "Uncle" zur knallharten Abrechnung mit ebenjenem. Versager, Junkie, Dieb und Betrüger - und dennoch kommt Ferg zu dem Schluss: "But I still love you, uncle, even though times is hard."

Und während sich die ganze Welt auf Facebook und Twitter zur Causa Michael Brown/Ferguson äußert, braucht der Trap Lord lediglich einen Clams Casino-Beat, um mal ordentlich Dampf abzulassen: "N.W.A. blastin', we screamin' 'fuck the police' (fuck 'em)!"

Klar, dass neben den sehr guten Beats auch Fergie selbst wieder Feuer spuckt. Wie der New Yorker innerhalb von Sekunden von wütend zu albern umschaltet, dabei unzählige Male stimmlich variiert und selbst die heftigsten Bretter mit unglaublich eingängigen Hooks bereichert, macht "Ferg Forever" zu einem der besten Mixtapes des Jahres.

Trackliste

  1. 1. Perfume
  2. 2. Jungle feat. Marty Baller
  3. 3. Fergsomnia feat. Twista
  4. 4. Bonnoroo feat. Wynter Gordon
  5. 5. Uncle
  6. 6. Thug Cry
  7. 7. Now feat. MZ 007 & Crystal Caines
  8. 8. Jolly feat. Bunji Garlin & Spice
  9. 9. Weaves feat. Marty Baller & Crystal Caines
  10. 10. Hood Tales
  11. 11. This Side feat. YG
  12. 12. Reloaded Let It Go feat. MIA & Crystal Caines
  13. 13. Commitment Issues
  14. 14. Doe-Active
  15. 15. Dope Walk
  16. 16. NV feat. A$AP Nast
  17. 17. Ja Rule feat. Big Sean
  18. 18. Real Thing feat. SZA
  19. 19. Talk It

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT A$AP Ferg

Die Rap-Posse A$AP Mob hat sich von Anfang einem Ziel verschrieben: Harlem, NYC zurück auf die Hip Hop-Landkarte zu bringen. Nach dem Mainstream-Durchbruch …

2 Kommentare