laut.de-Kritik
Die transatlantischen Beatles in Moll.
Review von Giuliano BenassiDie Texte stammen aus New York, die Musik aus Berlin. Almost Charlie sind ein transatlantisches Projekt, das in der Steinzeit vor dem Internet kaum denkbar gewesen wäre. Zumal es das Netz war, das die zwei wichtigsten Akteure zusammen brachte. Im Jahr 2003 antwortete der Multi-Instrumentalist Dirk Homuth auf eine Anzeige, die der Lyriker Charlie Mason geschaltet hatte.
"Tomorrow's Yesterday" ist bereits ihr drittes gemeinsames Album, wobei aus Almost Charlie eine richtige Band geworden ist, die aus Bert Wenndorf (Piano), Sven Mühlbrand (Bass), Palle Hindrichsen (Schlagzeug) und Homuth besteht, der neben Gitarre und Stimme auch alle übrigen Instrumente beisteuert. Masons Rolle beschränkt sich auf die Lieferung der Texte, da er nicht in der Lage sei, ein Instrument zu spielen, das komplizierter ist als ein Toaster. Soll zumindest Homuth behauptet haben.
Das Ergebnis: Zarte, harmonielastige Melodien und eine Begleitung, die an die sanften Momente der Beatles erinnern, insbesondere an "Because". Damals machte Produzent George Martin aus drei Stimmen neun, indem er die Tracks von Paul McCartney, John Lennon und George Harrison drei Mal aufnahm und übereinander legte. Homuth klingt stellenweise ähnlich.
Wie die Titel der Stücke verraten ("Hope Less", "Man Without A Home", "A Nice Day To Die", "Youth Is Wasted On The Young"), handelt es sich hier eher um melancholische Betrachtungen. Wobei sich der Tiefgang in Grenzen hält, schließlich hat sich Mason in den letzten Jahren zum gefragten Zeilenlieferanten gemausert, vor allem für Castingshowprodukte aus aller Herren Länder, darunter "Hit'N'Run" für Monrose.
Das schadet dem vorliegendem Album aber wenig, schließlich haben auch die Beatles nicht immer nobelpreisverdächtige Lyrics abgeliefert. "Tomorrow's Yesterday" klingt ein bisschen wie die Fab Four in Moll, ohne aber auf Charts zu schielen. Im abschließenden "When Venus Surrenders", mit über sieben Minuten das einzige längere Stück des Albums, tritt Homuth sogar in einem wüsten Gitarrenduell gegen sich selbst an.
In den USA sind Almost Charlie bekannter als in Deutschland. So kam ihr Stück "Leaving Is Easy" aus ihrem Zweitling "The Plural Of Yes" (2009) in der TV-Serie "Gossip Girl" unter. Ein Schicksal, das dem einen oder anderen hier vertretenen Stück auch blühen könnte.
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