laut.de-Kritik
Ein musikalisch und gestalterisch opulentes Samtstück.
Review von Gurly SchmidtNach "Dreamscapes", der Riesen-Sammlung sämtlicher unveröffentlichter Alphaville-Stücke bis zum Jahr 1998, kommt nun der zweite Teil "Crazyshow" als neun Inches große Box - nein, nicht in die Läden: Dort gibt es das edle Stück nämlich nicht.
Es ist exklusiv auf der bandeigenen Webseite (www.alphaville.de) bestellbar und zudem eine sowohl limitierte als auch signierte Edelbox. Mit NicePrice ist leider auch nix - das Teil kostet stolze 80 Euro.
Aber Moment! Das goldgeprägte Samtstück hat es auch in sich: Vier CDs mit rund 250 Minuten Spielzeit, bestehend aus 48 Songs, die noch nie oder ausschließlich als MP3 zwischen 2000 und 2001 auf der alphaville'schen Website veröffentlicht wurden.
Mit ihrer Internet-Seite und den beiden CD-Boxen gelingt es Alphaville, eine Fan-Band-Beziehung zu führen, die ihresgleichen sucht. Das sonst von der Plattenindustrie gerne verteufelte Internet wird vollständig angstfrei als Plattform für Info, Community, Vertrieb und letztlich Musikveröffentlichung genutzt.
Und somit relativiert und rechtfertigt sich auch ein Preis von 80 Euro für "Crazyshow": Der echte Fan hat sowieso schon die meisten Songs garantiert straffrei von der Seite runtergeladen und sucht nun, neben ein paar weiteren unbekannten Songs, die edle Verpackung für den samtenen Stolz im CD-Regal.
Die Musik, die uns in von Herrn Gold selbst zusammen gestellten Auszügen zur Verfügung stand, ist u.a. unter der Mitwirkung von Elektronik-Guru Klaus Schulze (Tangerine Dream) entstanden. Wir bewegen uns von rock-operesque vollgeladenen Songs über wunderbar melodiöse bis zu gruselig-atmosphärischen Pop-Epen, die allesamt mit träumerischen Texten versehen und von der nach wie vor einzigartig vollen Stimme Marian Golds dominiert werden.
Für den Fan ein Muss, für alle anderen ein sicherlich lohnenswertes Abenteuer aus musikalischer und gestalterischer Kunst auf progressiv-alternativen Pfaden.
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